Europapolitik

Der SNF unterstützt Forschende aus der Schweiz bei der Zusammenarbeit in Europa; dazu gehören entsprechende Netzwerke. Beim Forschungsprogramm Horizon Europe ist die Schweiz seit Juni 2021 von wichtigen Teilen ausgeschlossen.

Die Schweiz liegt mitten in Europa. Die geographische Nähe sowie die engen wirtschaftlichen Beziehungen und Verflechtungen verbinden die Schweiz mit den umliegenden Staaten. Dies zeigt sich auch in der intensiven länderübergreifenden Zusammenarbeit im Bereich der Wissenschaft innerhalb Europas. Zwei Drittel der Forschenden, deren Projekte vom SNF finanziert werden, arbeiten mit europäischen Partnerinnen und Partnern zusammen. In diesen Netzwerken werden Ideen entwickelt, Wissen ausgetauscht und globale Themen wie zum Beispiel Demenz, antimikrobielle Resistenzen oder Cyberkriminalität gemeinsam angegangen.

Der SNF engagiert sich für den Forschungsplatz Schweiz und unterstützt diese wissenschaftliche Zusammenarbeit innerhalb von Europa mit verschiedenen Massnahmen. Er schliesst zum Beispiel Abkommen ab, um den Forschenden die grenzüberschreitende Zusammenarbeit zu erleichtern oder bietet Förderung für die weltweite Vernetzung an, die auch für die Kooperation mit Kolleginnen und Kollegen in Europa genutzt wird. Zudem baut der SNF die Zusammenarbeit mit Partnerorganisationen in Europa weiter aus.

Assoziierung an Horizon bleibt beste Lösung

In der Förderlandschaft nehmen die Europäischen Forschungsrahmenprogramme eine wesentliche Rolle ein. Sie sind weltweit die grössten Programme für Forschung und Innovation. Von wichtigen Bereichen des aktuellen EU-Programms sind Schweizer Forschende ausgeschlossen, da die Schweiz seit Juni 2021 bei Horizon Europe nicht-assoziierter Drittstaat ist. An einigen Teilen des aktuellen EU-Programms können sich die Forschenden jedoch weiterhin beteiligen.

Dieser Teilausschluss schadet nicht nur den Forschenden selbst, sondern auch der Wettbewerbsfähigkeit des Schweizer Forschungsplatzes und schliesslich der Wirtschaft. Grundlagenforschung und Innovation gehören zusammen. Der SNF unterstützt daher eine rasche und vollständige Assoziierung an Horizon Europe.

Der SNF setzt im Auftrag des Bundes derzeit konkrete Massnahmen um, welche die Forschenden in der Schweiz in dieser kritischen Situation unterstützen. Sollte die Assoziierung bei Horizon Europe auf Dauer nicht erfolgen, erfordert dies mittel- und langfristig ein geeignetes Massnahmenpaket sowie die entsprechenden finanziellen Mittel. Eine Assoziierung bleibt jedoch die beste Form der Beteiligung und kann durch begleitende Massnahmen nicht vollständig ersetzt werden.

  • Unterstützung des SNF für europäische Zusammenarbeit

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    Für die Forschenden in der Schweiz ist eine enge und möglichst unkomplizierte Zusammenarbeit innerhalb von Europa wichtig. Deshalb legt der SNF als Organisation von Forschenden für Forschende einen besonderen Fokus darauf. Er ermöglicht Kooperationen auch ausserhalb der europäischen Rahmenprogramme für Forschung und Innovation und ergänzt jeweils zudem das Angebot dieser Programme. Damit trägt er zur Attraktivität des Schweizer Forschungsplatzes bei. Gleichzeitig stärkt dies die Forschenden in der Schweiz und befähigt sie, am europäischen Wettbewerb teilzunehmen.

    Der SNF hat Vereinbarungen mit Partnern in verschiedenen Ländern getroffen. Sie vereinfachen die Einreichung und Evaluation bei grenzüberschreitenden Projekten. Auch mit der Teilnahme am EU-Programm COST (Vernetzung von wissenschaftlichen und technologischen Forschungsaktivitäten in Europa) erleichtert der SNF die Vernetzung innerhalb Europas. Im Auftrag des Bundes überbrückt der SNF die fehlende Assoziierung an den EU-Programmen soweit möglich mit neuen Fördergefässen wie den Übergangsmassnahmen.

    Neben der finanziellen Förderung der Forschung engagiert sich der SNF in verschiedenen europäischen Foren der Forschungspolitik wie dem europäischen Dachverband Science Europe und vernetzt sich dort mit Partnerorganisationen. Der SNF führt zusammen mit dem Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) und Innosuisse in Brüssel das Informations- und Liaisonbüro der Schweiz für Forschung, Innovation und Bildung Swisscore. Dieses hält den SNF und die BFI-Partner über Entwicklungen in Europa auf dem Laufenden und unterstützt die Vernetzung mit verschiedenen Akteuren.

  • Bedeutung europäische Forschungsrahmenprogramme für die Schweiz

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    Rund 60 Prozent der Forschenden, deren Projekte vom SNF gefördert werden, arbeiten mit Kolleginnen und Kollegen aus europäischen Staaten zusammen. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in der Europäischen Union sind mit Abstand die häufigsten Partner, vor den USA (19%) und Grossbritannien (9%). Dabei spielen ähnliche Wertvorstellungen sowie die physische und kulturelle Nähe eine wesentliche Rolle.

    Das aktuelle Forschungsrahmenprogramm Horizon Europe ist das grösste internationale Programm für Forschung und Innovation der Welt und nimmt daher eine wesentliche Position in der Förderlandschaft ein. Für die Forschenden in der Schweiz bieten diese europäischen Programme ein aussergewöhnliches Forum für die Zusammenarbeit in Europa. Sie erlauben es den Forschenden, gemeinsam Vorhaben anzugehen, die in einzelnen Ländern allein nicht realisierbar wären. Zudem werden im länderübergreifenden Wettbewerb Ideen und Projekte von Forschenden miteinander verglichen und ausgewählt. Eine erfolgreiche Bewerbung, insbesondere beim Europäischen Forschungsrat (ERC), bringt Forschenden beträchtliches Prestige und Karrierechancen. Die Schweiz gehörte bis zum Teilausschuss von Horizon Europe im Juni 2021 zu den fünf Ländern mit den meisten ERC-Beiträgen.

    Gemäss einem Bericht des Staatssekretariats für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI, 2019) sind die EU-Rahmenprogramme nach dem SNF die zweitwichtigste Quelle für Drittmittel an Forschende in der Schweiz.

  • Vorteile einer Assoziierung

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    Eine Assoziierung ermöglicht es den Forschenden in der Schweiz, als gleichwertige Partnerinnen und Partner auftreten. So sind sie jeweils bereits in der Vorbereitungsphase von Forschungsprojekten eingebunden und können daher ihre wissenschaftliche Expertise in europaweiten Verbundprojekten vollumfänglich einbringen. Zudem erhalten sie Zugang zu wichtigen Daten und Informationen, die für den Aufbau einer Zusammenarbeit notwendig sind.

    Eine Assoziierung erlaubt es der Schweizer Forschung weiter, sich bereits bei der Gestaltung der europäischen Forschungsprogramme einzubringen. Damit kann sie beispielsweise bei den entsprechenden Ausschreibungen mitwirken.

  • Folgen eines längerfristigen Teilausschlusses

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    Zurzeit ist die Schweiz beim EU-Forschungsrahmenprogramm Horizon Europe nicht-assoziierter Drittstaat. Am prestigeträchtigen Wettbewerb für die Einzelförderung des Europäischen Forschungsrats (ERC), können sich Forschende aus der Schweiz nur beteiligen, wenn sie die Schweiz verlassen und ihr Projekt in einem assoziierten Land umsetzen.

    Mit der eingeschränkten Teilnahme an Horizon-Europe-Programmen erodieren auch Netzwerke. So verlieren Forschende aus der Schweiz den Zugang zu Infrastrukturen, die sie beispielsweise für Experimente benötigen. Während etablierte und bereits gut vernetzte Forschende weiterhin den Anschluss an die europäischen Netzwerke finden, ist der Zugang für Nachwuchsforschende schwieriger. Zudem führen die gegenwärtigen Unsicherheiten dazu, dass Forschende aus der Schweiz als Partnerinnen und Partner weniger attraktiv sind und seltener einbezogen werden, wie Umfragen unter den Hochschulen zeigen. Dies schadet schliesslich der Attraktivität des Forschungsplatzes Schweiz.

    Bereits im Juni 2022 berichteten rund 70% der Forschenden über einen schlechteren Zugang zu Netzwerken. Dies zeigte eine Befragung des Staatssekretariates für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) zu den Folgen der Nicht-Assoziierung. Erfahrungsgemäss zeigen sich die konkreten Auswirkungen jedoch erst zeitlich verzögert in vollem Ausmass.

    Auf Dauer riskiert die Schweiz, die besten Köpfe ans Ausland und ihren Spitzenplatz in der Forschung zu verlieren, mit schliesslich substanziellen Folgen für den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Fortschritt.

  • Massnahmen in der aktuellen Situation

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    Eine Teilnahme an den europäischen Forschungsprogrammen ist in bestimmten Bereichen weiterhin möglich. So können sich Forschende aus der Schweiz nach wie vor an Verbundprojekten zu globalen Herausforderungen (z.B. Forschung zu Gesundheit, Klima oder Energie) beteiligen. Der SNF unterstützt die Teilnahme wo immer möglich, zum Beispiel über die Ausschreibungen der Europäischen Partnerschaften. Dabei können Schweizer Forschende weiterhin eine führende Rolle übernehmen. Die Teilnahme an den verschiedenen Verbundprojekten wirkt der Erosion der Netzwerke entgegen. Wesentlich ist, dass Informationen zu Teilnahmemöglichkeiten für Forschende aus der Schweiz einfach zugänglich sind.

    Zudem hat der Bund nationale Massnahmen ergriffen, um die Forschenden zu unterstützen. Der SNF setzt im Auftrag des Bundes beispielsweise Übergangsmassnahmen (Massnahmen Horizon Europe) um und vergibt die Mittel im Wettbewerbsverfahren. Je nach Entwicklung in Bezug auf Horizon Europe dürfte es notwendig werden, dass die BFI-Partner weitere Massnahmen entwickeln, um die Attraktivität des Schweizer Forschungsplatzes zu erhalten. Sie sind dabei auf eine mehrjährige Finanzierung durch den Bund angewiesen.

  • News

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  • SNF unterstützt vollständige Assoziierung

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    Weder nationale Angebote wie die Übergangs- und Ergänzungsmassnahmen noch die Erweiterung von Kooperationen ausserhalb Europas können eine Assoziierung an Horizon Europe vollständig ersetzen. So können grosse internationale Netzwerke beispielsweise nur schwer von einem einzigen Land und parallel zum weltweit grössten Forschungsrahmenprogramm aufgebaut werden. Neue bilaterale oder multilaterale Kooperationen mit Forschungsförderungspartnern ausserhalb der EU benötigen zudem mehrere Jahre Vorlauf. Der SNF unterstützt daher eine rasche und vollständige Assoziierung an Horizon Europe.

  • Assoziierung der Schweiz

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    Im Jahr 2004 wurde die Schweiz erstmals vollständig an ein Europäisches Forschungsrahmenprogramm assoziiert («Framework Programme 6»). Damit nahm die Schweiz wie die EU-Mitgliedstaaten daran teil und beteiligte sich am Budget des Programms. Sie arbeitete als gleichberechtigter Partner an der Weiterentwicklung und Umsetzung der Programme mit. Nach der Annahme der “Masseneinwanderungsinitiative” wurde die Schweiz 2014 zum ersten Mal ausgeschlossen. 2015 erreichte die Schweiz eine Teilassoziierung, nach der Revision des Einwanderungsgesetzes 2017 wieder die Vollassoziierung. Nachdem der Bundesrat die Verhandlungen über das institutionelle Rahmenabkommen mit der EU abgebrochen hatte, kann die Schweiz seit Juni 2021 an wichtigen Teilen von Horizon Europe nicht mehr teilnehmen.

  • Anstehende Herausforderungen

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    Bleibt die Schweiz weiterhin nicht oder nur teilweise assoziiert, genügen die bisherigen nationalen Massnahmen nicht. Ohne weitere Massnahmen und die entsprechenden finanziellen Mittel sinkt die Attraktivität des Forschungsplatzes Schweiz auf Dauer. Besonders für den wissenschaftlichen Nachwuchs wird der Anschluss an europäische Netzwerke schwieriger. Dies erschwert die Rekrutierung von Talenten für die Forschungsinstitute der Schweiz.

    Um Forschenden eine langfristige Perspektive zu bieten, sollten weitere Massnahmen nachhaltig und konstant angelegt werden und zudem den Herausforderungen entsprechen, die eine dauerhafte Nicht-Assoziierung mit sich bringen könnte. Damit wird die Abhängigkeit von den europäischen Rahmenprogrammen reduziert.

    Die EU bereitet derzeit das Nachfolgeprogramm für Forschung und Innovation vor; dies sollte bereits in strategische Überlegungen einbezogen werden. Auch beim Nachfolgeprogramm bleibt das Ziel für den SNF eine vollständige Assoziierung. Dies hängt jedoch auch in diesem Fall von politischen Entscheiden ab.

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