Neue Kategorie "anwendungsorientiert" macht entsprechende Projekte sichtbar

Dieses Bild zeigt eine Frau und zwei Männer, die das Architekturmodell einer Gebäudeanlage betrachten. © gsund.net

Der SNF hat 2011 in der Projektförderung die Kategorie "anwendungsorientierte Grundlagenforschung" eingeführt. Ein Monitoring-Bericht des SNF präsentiert eine erste Bestandsaufnahme: Wie häufig und für welche Forschungsvorhaben wird die neue Kategorie von den Forschenden verwendet?

​Der nun publizierte Monitoring-Bericht umfasst die drei Gesuchseingänge seit der Einführung der Kategorie "anwendungsorientiert" zur Beschreibung eines Forschungsvorhabens im Herbst 2011. Bei der Einreichung eines Projektgesuchs entscheiden die Gesuchstellenden selber, ob ihr Forschungsvorhaben anwendungsorientiert ist oder nicht (Selbstdeklaration). Wird ein Gesuch als anwendungsorientiert deklariert, muss im Forschungsplan die ausserwissenschaftliche Bedeutsamkeit (broader impact) beschrieben werden.

Der Monitoring-Bericht geht der Frage nach, wie häufig und für welche Forschungsvorhaben die neue Kategorie verwendet wurde und aus welchen Wissenschaftsbereichen und Hochschultypen die Forschungsprojekte mit Anwendungsorientierung eingereicht worden sind. Mit dem Monitoring sammelt der SNF über einen längeren Zeitraum Daten, um zu prüfen, wie sich die Wettbewerbsfähigkeit in einzelnen Bereichen entwickelt, um gegebenenfalls geeignete Massnahmen ergreifen zu können.

Kein Anstieg der Gesuchszahlen

Die Einführung der Kategorie der anwendungsorientierten Grundlagenforschung führte zu keinem markanten Gesuchsanstieg bei der Projektförderung, und sie eröffnete auch keine neuen Forschungsfelder für die Projektförderung des SNF. Die eingereichten Projektgesuche kamen wie erwartet hauptsächlich aus der klinischen Forschung, den Ingenieurwissenschaften, der Architektur sowie den Fachhochschulbereichen und einem breiten Spektrum sozial- und geisteswissenschaftlicher Fachrichtungen. Der Anteil deklarierter anwendungsorientierter Grundlagenforschung liegt konstant bei knapp 20 Prozent. Damit zeigt sich bei den Gesuchstellenden eine Nachfrage bzw. ein Bedarf, ihre Grundlagenwissen generierende Forschung auch als praxisrelevant auszuweisen.

Wenige Gesuche aus Fachhochschulen

Gesuche mit deklarierter Anwendungsorientierung wurden von Forschenden aller Hochschultypen eingereicht. Ihr prozentualer Anteil ist bei den Fachhochschulen am höchsten. Bezogen auf sämtliche Projektgesuche ist der Anteil der Gesuche aus Fachhochschulen jedoch mit sechs Prozent sehr tief. Hier wurden insbesondere in den Förderbereichen Biologie und Medizin sowie Mathematik, Natur- und Ingenieurwissenschaften nur wenige Gesuche eingereicht. Die Problematik besteht bei den Fachhochschulen auch darin, dass die Zahl der potenziellen SNF-Gesuchstellenden schwierig zu eruieren ist. Forschende aus Fachhochschulen reichen Gesuche sowohl der Grundlagenforschung wie auch der anwendungsorientierten Grundlagenforschung ein.

Tiefere Erfolgsquoten

In allen Förderbereichen und bei allen vier Hochschultypen liegen die Erfolgsquoten für die anwendungsorientierten Forschungsvorhaben tiefer als für jene der Grundlagenforschung. Die im Vergleich wenig zahlreichen Projektgesuche der Fachhochschulen sind zudem im Wettbewerb mit den Universitäten und ETH weniger erfolgreich, und zwar sowohl die als anwendungsorientiert wie auch die nicht als anwendungsorientiert deklarierten Gesuche. Jene Fachhochschulgebiete sind beim SNF am erfolgreichsten, die schon seit längerem beim ihm Drittmittel einwerben, d.h. jene in den Geistes- und Sozialwissenschaften.

Fazit: Anwendungsorientierte Projekte verstärkt im Blickfeld

Nach den ersten drei Gesuchseingängen lässt sich vor allem von einer deutlichen Sichtbarmachung sprechen: Die neue Kategorie "anwendungsorientiert" hat nicht die Generierung eines neuen Forschungstypus zur Folge, sondern trägt ganz wesentlich dazu bei, die Projekte zwischen Grundlagenforschung und angewandter Forschung, die bereits vor Einführung dieser Kategorie vorhanden waren bzw. beim SNF eingereicht wurden, nun erstmals klar ins Blickfeld zu rücken und adäquater zu evaluieren.