Neue Publikationsförderung: Der SNF nimmt punktuelle Anpassungen vor

Das Foto zeigt eine Fotomontage mit einem iPad und darin versinkenden Büchern. © Fotolia

Der SNF hat gestützt auf Rückmeldungen aus der Wissenschaftsgemeinschaft und ein weiteres Gespräch mit einer Vertretung der Wissenschaftsverlage seine neue Publikationsförderung nochmals überprüft und punktuell angepasst. Er sieht nun etwas höhere Finanzierungsbeiträge bei zugesicherten Verlagsleistungen sowie ein Pilotprojekt mit den Verlagen vor.

​Die mit öffentlichen Mitteln geförderte Forschung sollte auch möglichst gut öffentlich und gebührenfrei zugänglich sein - basierend auf diesem Leitsatz hat der SNF seine Förderungspolitik für Publikationen erneuert und verstärkt auf die digitale Verbreitung und Open Access ausgerichtet. Sie tritt am 1. Juli 2014 in Kraft.

Digitale Buchveröffentlichungen sind im Vergleich zum gedruckten Buch rascher zugänglich und lassen sich stärker verbreiten. Mit seinem neuen Förderungsmodell verpflichtet der SNF deshalb  die Verlage auch bei Monografien nach einer bestimmten Frist zu Open Access, d. h. zu einer kostenlosen allgemeinen Zugänglichkeit der Publikation. Damit reiht sich der SNF in die aktuellen Förderungspolitiken europäischer Schwesterorganisationen ein.

Aus der Wissenschaftsgemeinschaft gab es zahlreiche positive Rückmeldungen zum neuen Publikationsförderungsmodell des SNF, aber auch kritische Stimmen, vor allem aus den Geisteswissenschaften. Diese befürchteten insbesondere, dass damit künftig der Druck von wissenschaftlichen Büchern erschwert werde. Zudem sahen sich Verlage in den Geistes- und Sozialwissenschaften durch das neue Förderungsmodell des SNF gefährdet.

"Das gedruckte Buch ist wertvoll"

Um seine Standpunkte zu Open Access und Publikationsförderung vertieft zu erläutern und die Anliegen der Verlage – nach zwei bereits erfolgten Treffen – nochmals aufzunehmen, hat sich der SNF mit Vertreterinnen und Vertretern von Wissenschaftsverlagen sowie mit den Geschäftsführern des Schweizer Buchhändler- und Verleger-Verbands (SBVV) und der Association Suisse des Diffuseurs, Editeurs et Libraires (ASDEL) zum Austausch getroffen. Dabei unterstrich Forschungsratspräsident Martin Vetterli, dass der SNF das gedruckte wissenschaftliche Buch nach wie vor als wertvolles Medium der Wissensvermittlung und -verbreitung betrachte. Der SNF belasse den Forschenden die freie Wahl des jeweils besten Publikationsformats und biete diesbezüglich auch weiterhin die notwendige Unterstützung an, indem er Kosten für die Druckvorstufe sowie für die verlegerischen Leistungen massgeblich mitfinanziere und eine Nutzung der wachsenden medialen Vielfalt erlaube.

Höhere Beiträge und Pauschalen bei gesicherten Leistungen

Im Rahmen des klärenden Gesprächs konnten die Befürchtungen der anwesenden Verlage weitestgehend ausgeräumt werden. Mit den nun etwas höheren als ursprünglich vorgesehenen Beiträgen und Pauschalen für Publikationen (siehe unten) möchte der SNF insbesondere den spezifischen Interessen und Bedürfnissen der Geisteswissenschaften entgegen kommen: Er erweitert dadurch den finanziellen Spielraum der Verlage und verbessert so die Voraussetzungen für die Realisierung einer gedruckten Version der Publikation. Zugleich will er damit wo sinnvoll die sich ergänzende Nutzung von gedrucktem und elektronischem Buch fördern. Im Gegenzug zu den erhöhten Beiträgen werden die Verlage verpflichtet, ihre Dienstleistungen (z. B. Lektorat) im Vertrag mit den Autorinnen und Autoren zu garantieren.

Der SNF geht zudem mit den Verlagen einig, dass eine nationale Plattform für professionelle sozial- und geisteswissenschaftliche Werke wünschenswert wäre. Er wird sich daher in dieser Sache mit der Schweizerischen Universitätskonferenz (SUK) absprechen.

Festgehalten hat der SNF an seiner generellen Open Access-Policy (siehe Forschungspolitische Positionen: Open Access), an der Nichtfinanzierung der reinen Druckkosten sowie an der Open Access-Sperrfrist für Monografien von 24 Monaten, die er im internationalen Vergleich weiterhin als angemessen erachtet.

Pilotprojekt: zugleich gedrucktes Buch und Open Access

Um die Verlage in den Geistes- und Sozialwissenschaften zukunftsgerichtet zu unterstützten, möchte der SNF schliesslich gemeinsam mit den interessierten Verlagen ein Pilotprojekt durchführen: Es wird die parallele Publikation gedruckter Bücher und der digitalen Version mit unterschiedlichen Open Access-Modellen getestet. Als Basis dient das holländische Modell OAPEN-NL. Damit wird eine wichtige Datenbasis zu Nutzung, Verkauf und Kosten des E-Books und des gedruckten Buches geschaffen.

Ende 2015 wird der SNF ein Monitoring seiner Massnahmen in der Publikationsförderung durchführen.

Der SNF hat die Beiträge und Pauschalen im Rahmen seiner ab dem 1. Juli 2014 in Kraft tretenden Publikationsförderung wie folgt festgelegt:

  • Der SNF gilt die verlegerischen Leistungen mit CHF 5'000 ab (Sockelbeitrag), sofern die Leistungen in einem Vertrag des Verlags mit dem Autor verbindlich ausgewiesen werden.
  • Die Pauschale für Dissertationen und Habilitationen wird auf CHF 8'000 festgelegt; ist diese Pauschale zur Deckung der Herstellungskosten nicht ausreichend, kann eine zusätzliche Unterstützung beantragt werden.
  • Der Maximalbeitrag für eine einfache digitale Buchpublikation beträgt CHF 12'000, für eine gut ausgestattete digitale Buchpublikation CHF 22'000; dieser kann ohne festgelegte Obergrenze erhöht werden, falls in einem entsprechenden Antrag erhöhte Anforderungen an die Herstellung ausgewiesen werden.

Bei Monografien gilt bezüglich Open Access eine Sperrfrist von 24 Monaten.