"Die Bestäuber sind auf dem Rückzug"

Der erste Bericht der Zwischenstaatlichen Plattform für Biodiversität und Ökosystem-Dienstleistungen (IPBES) ist im Februar 2016 erschienen. Das Thema: die Bestäubung. Markus Fischer von der Universität Bern, Mitglied der IPBES, gibt dazu Erklärungen.

(Aus "Horizonte" Nr. 109 Juni 2016)​​​

​Weshalb beschränkt sich dieser Bericht auf eine so enge Fragestellung? Ist es nicht das Ziel der IPBES, einen Überblick zu geben?

Die Plattform will auf Fragen antworten, welche die Regierungen interessieren. Die angesprochenen Themen können sehr spezifisch sein – wie die Rolle der Bestäubung in der Lebensmittelproduktion – oder umfassender bis hin zur Biodiversität oder zu ökologischen Leistungen auf der Ebene von Kontinenten. Zu diesem Thema wird 2019 ein Bericht veröffentlicht.

Welche Botschaften vermittelt der erste Bericht?

Es sind drei Botschaften. Erstens: Bestäuber – wilde oder domestizierte wie die Bienen – haben überall auf der Welt einen sehr hohen Wert für die Lebensmittelproduktion. Zweitens: Die Zahl wilder Bestäuber nimmt ab und Bienen sind unter Druck. Drittens: Es bestehen für die verschiedenen Akteure zahlreiche Interventionsmöglichkeiten.

Gibt es konkrete Empfehlungen?

Nein, die IPBES möchte kein Regelwerk schaffen, sondern Optionen aufzeigen, wie schädliche Wirkungen von Pestiziden reduziert oder Möglichkeiten des biologischen Anbaus genutzt werden können.

Die IPBES wird – manchmal kritisch – mit dem IPCC verglichen. Worin liegen die Unterschiede?

Ein Unterschied ist, dass unsere Plattform eher Antworten auf konkrete, von Regierungsvertretern formulierte Fragen sucht. Es ist wichtig, eine Legitimierung von aussen zu erhalten; nicht nur aus der akademischen, sondern auch aus der politischen Welt.

Zuweilen wird der Vorwurf laut, dass Sie Akteure aus der Landwirtschaft und dem Umweltbereich vernachlässigen.

Unsere Berichte werden von Fachleuten verfasst, auch von solchen mit wissenschaftlichem Hintergrund und mit lokalen oder traditionellen Kenntnissen.