Studie zu Berufsschulen: in der Haut der Lehrenden stecken

Eine Strassenausstellung fordert Passantinnen und Passanten auf, sich in die Lage von Lehrenden an einer Berufsschule zu versetzen. Ihr Ziel: an konkreten Beispielen aufzuzeigen, welche Probleme es im Schulalltag gibt und wie sie überwunden werden können.

Junge Lernende sind nicht immer begeistert, wenn sie weiter die Schulbank drücken müssen. Oft interessieren sie sich vor allem für die praktischen Aspekte ihres zukünftigen Berufs. Um ein Fähigkeitszeugnis zu erwerben, müssen sie allerdings ein- bis zweimal pro Woche die Berufsschule besuchen. Ihre Lehrerinnen und Lehrer stellt das vor eine enorme Herausforderung.

Neue Studien sollen nun dazu beitragen, die Lehrenden bei der Motivation ihrer Schülerinnen und Schüler zu unterstützen. Das Team um Professor Jean-Louis Berger, Fachmann für Berufsbildung am Eidgenössischen Hochschulinstitut für Berufsbildung (EHB), hat sich eingehend mit der Problematik befasst. In den Jahren 2015 und 2016 befragten die Forschenden 94 Klassen an sechs Berufsschulen in der Westschweiz. Sie wollten herausfinden, welches Verhalten und welche Methoden der Lehrenden besonders motivierend wirken.

Die Ergebnisse werden jetzt in der Wanderausstellung FOCUS präsentiert. Gefördert wird das Projekt vom Schweizerischen Nationalfonds im Rahmen des Programms Agora, das Wissenschaftler ermutigt, ihre Forschung einem breiten Publikum vorzustellen. Mit zehn Kästen, die an Flipper-Automaten erinnern, lädt die Ausstellung die Passantinnen und Passanten ein, in die Rolle der Lehrenden zu schlüpfen. Die Wanderausstellung gastiert vom September 2018 bis Mai 2019 an verschiedenen Berufsschulen und auf öffentlich zugänglichen Plätzen diverser Städte in den sechs Westschweizer Kantonen.

Konflikte im Unterricht verstehen

"Jeder Kasten konfrontiert die Betrachter mit einer schwierigen Unterrichtssituation", erklärt Jean-Louis Berger. "Das kann beispielsweise die Nutzung von Smartphones im Unterricht sein oder ein Konflikt zwischen den Auszubildenden oder auch mangelhafte Beteiligung am Unterricht. Die Besucherinnen und Besucher können verschiedene Lösungen auswählen, die auf Holztafeln notiert sind. Hinter diesen Holztafeln verbirgt sich eine Erläuterung, die aufzeigt, wie die jeweils getroffene Wahl auf die Schülerinnen und Schüler wirkt. So werden unsere Forschungsergebnisse zum Thema Motivation im Unterricht konkret erfahrbar."

Auf der Place de la Louve in Lausanne sorgt die Installation für Neugier. "Mit der FOCUS-Ausstellung wollen wir die Debatte über Erziehung und Ausbildung wieder in den öffentlichen Raum – in die Städte – holen. Ob Eltern von Lernenden, Studierende oder Lehrende: Sie alle können sehen, dass über dieses Thema geforscht wird und sich die Lehrmethoden weiterentwickeln." Die Ausstellung richtet sich auch an die Berufsschulen: an Lehrende, die genauer wissen möchten, wie ihr Verhalten die Motivation ihrer Schülerinnen und Schüler beeinflusst.

Die Organisatoren der Ausstellung bieten zudem eine Vernissage an, in deren Rahmen Lehrende, Auszubildende und die Öffentlichkeit über dieses Thema diskutieren.

Agora

Seit 2011 fördert das Programm Agora des Schweizerischen Nationalfonds den Dialog zwischen Wissenschaft und Gesellschaft. Die öffentlichen Veranstaltungen, die im Rahmen von Agora stattfinden, sind ab sofort auf einer Landkarte verzeichnet.

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