Persönlicher Open-Access-Bericht auf einen Klick

Welche meiner wissenschaftlichen Artikel sind frei zugänglich? Ab sofort können Forschende in der Schweiz diese Frage mit dem Webprogramm "SNSF Open Access Check" beantworten. Der vom SNF entwickelte Prototyp erfasst Artikel ab 2015.

​Quelle von "SNSF Open Access Check" sind die Datenbanken "Dimensions" und "Unpaywall". "Dimensions" verzeichnet über 100 Millionen Publikationen, "Unpaywall" liefert Informationen zum freien Zugang (Open Access, OA) für über 25 Millionen Publikationen. Die Zusammenführung der beiden Datenbanken ermöglicht erstmals Einblick in einen Bereich, der bisher kaum beleuchtet war: die persönliche OA-Publikationsweise. Der SNF erhofft sich davon einen Impuls, der die Verbreitung von Open Access weiter fördert.

Die Benutzung ist einfach. Die Forschenden geben ihren Namen ein und das Programm erstellt den persönlichen "OA-Bericht". Er enthält eine Liste aller Artikel, mitsamt Einordnung in OA-Kategorien (siehe Kasten). So sehen die Forschenden sofort, welche ihrer Publikationen frei zugänglich sind und welche nicht. Das Programm erfasst Artikel ab 2015, unabhängig davon, ob der SNF die Forschung oder die Veröffentlichung finanziell unterstützt hat.

Grüner Weg oft ungenutzt

Beobachtungen haben gezeigt, dass Forschende viele unzugängliche Publikationen auf dem sogenannten grünen Weg zugänglich machen könnten. Beim grünen Weg publizieren sie den Artikel zunächst in einer kostenpflichtigen Zeitschrift und legen ihn dann, meist nach Ablauf einer Sperrfrist, in einer öffentlichen Datenbank ab. Viele Forschende sind sich dieser Möglichkeit nicht bewusst oder vergessen sie. Die vom Programm erzeugte Liste erleichtert es ihnen nun, solche Artikel zu identifizieren und in der Folge frei zugänglich zu machen.

Auf Artikel beschränkt

Die beiden Datenbanken weisen allerdings unvermeidliche Lücken und Fehler auf. Denn es ist eine komplexe Aufgabe, die Publikationslisten automatisiert zu gewinnen, die Publikationen den Personen zuzuordnen und den OA-Status zu ermitteln. Auch variiert die Vollständigkeit der Daten zwischen den Disziplinen. Die Einschränkungen gelten besonders für Bücher und Buchkapitel. Deshalb erfasst der Prototyp nur Artikel in Zeitschriften.

Pläne für weltweite Ausdehnung

Mit dem Webprogramm "SNSF Open Access Check" macht der SNF den ersten Schritt in einer Zusammenarbeit mit dem Unternehmen Digital Science, das die Plattform "Dimensions" betreibt. Gemeinsam sammeln sie Erfahrungen, wie gross die Nachfrage nach individuellen OA-Berichten ist – und welchen Nutzen und welche Grenzen die Berichte haben. Das Ziel: Der persönliche OA-Status wird Teil der frei verfügbaren Version von "Dimensions". Damit würde sich der Kreis der Anwenderinnen und Anwender auf Forschende weltweit ausdehnen.

"Den eigenen Status überprüfen"

Der SNF verpflichtet die von ihm geförderten Forschenden zu Open Access. Dank finanziellen Beiträgen an Publikationen und einem Leitfaden ist es für sie einfach, der Verpflichtung nachzukommen. "Mit dem neuen Webprogramm geben wir weitere starke Unterstützung", sagt Matthias Egger, Präsident des Nationalen Forschungsrats. "Ich fordere jede Wissenschaftlerin und jeden Wissenschaftler in der Schweiz auf, den eigenen Status zu überprüfen und soweit möglich alle Publikationen frei zugänglich zu machen."

Die OA-Farbenlehre

Freier Zugang ist nicht gleich freier Zugang. Das Webprogramm "SNSF Open Access Check" unterscheidet folgende Kategorien:

  • Gold: sofort frei zugänglich in einer reinen OA-Zeitschrift, üblicherweise nach Bezahlung einer Gebühr durch Autor/in.
  • Grün: frei zugänglich als Zweitpublikation in einer öffentlichen Datenbank, oft nach Ablauf einer Sperrfrist.
  • Hybrid: frei zugänglich in einer ansonsten nicht-offenen Zeitschrift nach Bezahlung einer Zusatzgebühr durch Autor/in.
  • Andere Formen von freiem Zugang.

Nationale Verträge vereinfachen OA in hybriden Zeitschriften

Als Teil der Schweizer Open-Access-Strategie verhandelt swissuniversities mit Verlagen Verträge, gemäss dem Modell "Lesen & Publizieren" ("Read & Publish"). Diese machen es Forschenden möglich, ohne Zusatzgebühren in den meisten Zeitschriften der Verlage ihre Artikel frei zugänglich zu veröffentlichen. So erfüllen sie ebenfalls die OA-Anforderungen des SNF. Swissuniversities hat im Mai 2020 mit Elsevier den ersten Vertrag abgeschlossen.