Wie Team Mayor-Queloz zum Nobelpreis kam

Die Planetenforscher Michel Mayor und Didier Queloz erhalten heute Abend den Physiknobelpreis. Zitate von zwei mutigen, über Jahrzehnte vom SNF geförderten Forschern.

​Die Genfer Astrophysiker Michel Mayor (77) und Didier Queloz (53) forschten mutig ohne eine praktische Anwendung im Hinterkopf und revolutionierten damit die gängige Theorie der Entstehung der Planeten. Heute wird ihnen in Stockholm der Physiknobelpreis überreicht. Die Beiden freuen sich über die Aufmerksamkeit, die ihr Forschungsgebiet dadurch erhält.

"Das grosse Echo des Nobelpreises hilft zu zeigen, was in der Schweizer Grundlagenforschung passiert." Michel Mayor

Zwiespältiges Glück für einen ehemaligen Doktoranden

Die Entdeckung des ersten Exoplaneten namens "51 Pegasi b" war für Queloz, den damaligen Doktoranden an der Sternwarte der Universität Genf, nicht immer einfach.

"Dass ich diese wichtige Entdeckung ganz am Anfang meiner wissenschaftlichen Karriere gemacht habe, wurde eher zur Belastung. Da ich aber ein Optimist bin, liess ich mich davon nicht davon aufhalten. Ich habe überlebt."Didier Queloz

Trotz der Last war es vielleicht ein Glück, dass ein Doktorand und nicht der Professor den ersten Blick auf die Beobachtungsdaten geworfen hat.

"Michel war im Sabbatical in Hawaii, als ich den Planeten entdeckt habe. Da mein Wissen über Planetologie beschränkt war, habe ich von Anfang daran geglaubt. Bei Michel wäre das wahrscheinlich anders gewesen. Ich denke übrigens nicht, dass er wirklich daran geglaubt hatte, als ich ihn anrief, um ihm von meiner Entdeckung zu erzählen."Didier Queloz

Dass sie die renommierte Auszeichnung als Team erhalten haben und nicht wie oft ein einzelner Held der Wissenschaft, finden beide richtig.

"Wir waren ein aussergewöhnliches Team. Michel hatte die Idee gehabt, die Geschwindigkeit von Sternen mit einer ganz neuen Methode zu messen. Und gleichzeitig gewährte er mir bei der Arbeit sehr viele Freiheiten."Didier Queloz

"Heute sehe ich eine Bereitschaft, auch die Jungen bei der Vergabe von Nobelpreisen zu berücksichtigen. Das ist motivierend für sie. Diese Anerkennung ist auch deshalb wichtig, weil Doktorierende oft das Gefühl haben, sich mit völlig irrelevanten Detailfragen zu befassen. Erst viel später werden sie dank ihres Interesses vielleicht aufblühen."Michel Mayor

Rund 30 Jahre nachdem der PhD-Student Queloz und sein Doktorvater Mayor zusammen die Wellenlängen von Sternen analysierten, stellen beide hohe Ansprüche an den wissenschaftlichen Nachwuchs von heute.

"Sie müssen an die Grenzen ihrer Disziplin gehen."Didier Queloz

"Nachwuchsforschenden sollen Ambitionen haben, etwas untersuchen, das ihnen gefällt und sorgfältig den Ort auswählen, wo sie ihre Dissertation schreiben."Michel Mayor

Die grossen Fragen der Menschheit

Der SNF hat die beiden Astrophysiker zwischen 1977 und 2014 vielfach gefördert und damit auch den Grundstein für eine starke Planetenforschung in der Schweiz gelegt. Der Nationale Forschungsschwerpunkt (NFS) "PlanetS" geht massgeblich auf Mayor zurück. Queloz forscht dort weiterhin aktiv mit. Doch ist es sinnvoll einen 50 Millionen Lichtjahre entfernten und damit für uns unerreichbaren Planeten zu erforschen? Dei beiden Grundlagenforscher antworten einhellig:

"Was hätte der deutsche Physiker Wilhelm Conrad Röntgen wohl gesagt, wenn ihn jemand gefragt hätte, was seine Arbeit über die Kathodenstrahlung bitte bringen soll?"Michel Mayor

"Um eine revolutionäre Entdeckung zu machen, muss man forschen, ohne dabei irgendeine Anwendung im Kopf zu haben. Sie können eine Dampflok so lange optimieren, wie Sie wollen, Sie werden damit nie auf den Mond fliegen."Didier Queloz

Die Schlussfolgerung ihrer Forschung ist anfänglich auf viel Widerstand gestossen.

"Die Theorie der Planeten wurde durch unsere Resultate auf den Kopf gestellt. Deshalb reagierten viele Astronomen skeptisch und glaubten uns nicht wirklich. Es dauerte etwa zehn Jahre, bis die Forschungsgemeinschaft der Planetologen diese Tatsache akzeptiert hat."Didier Queloz

Trotzdem haben sich die beiden Planetenforscher mit ihrer Entdeckung einen Traum erfüllt. Und nicht nur das:

"Sämtliche Mythologien und Religionen stellen dieselbe Frage: Woher kommen wir? Welches ist unser Platz im Universum?"Didier Queloz

"Es ist ein Traum, den die Menschheit seit über 2000 Jahren hegt. Heute haben wir dank moderner Technologien die Möglichkeit, diesen alten Traum in ein extrem spannendes Kapitel der Forschung zu verwandeln. Denn diese Planeten sind nicht sichtbar. Erst mit strengen, wissenschaftlichen Methoden machen es möglich, sie zu finden."Michel Mayor