SNF fördert 36 neue Corona-Forschungsprojekte

In der Sonderausschreibung Coronaviren werden mit zehn Millionen Franken gesellschaftliche und biomedizinische Aspekte von Epidemien erforscht. Die Projekte können am 1. Juni 2020 starten.

​​Als sich die aktuelle Pandemie abzeichnete, reagierte der SNF rasch und lancierte am 6. März 2020 die Sonderausschreibung Coronaviren. Das Interesse der Forschenden war gross.

  • Eingereichte Gesuche: 284
  • Aus formellen Gründen abgelehnte Gesuche: 13
  • Begutachtete Gesuche: 271
  • Bewilligte Projekte in der Biomedizin: 22 von 169
  • Bewilligte Projekte in den Sozial- und Geisteswissenschaften: 10 von 70
  • Bewilligte Projekte in den MINT-Disziplinen: 4 von 32

Der SNF hat in der Folge das Budget der Sonderausschreibung von fünf Millionen auf zehn Millionen Franken erhöht. In nur einem Monat begutachteten internationale Expertinnen und Experten alle Gesuche Mit den vorhandenen Mitteln konnten schliesslich die 13 Prozent der am höchsten bewerteten Projekte bewilligt werden. Trotz des Zusatzbudgets blieb die Auswahl somit äusserst kompetitiv und der SNF sah sich gezwungen, zahlreiche ausgezeichnete Forschungsvorhaben abzulehnen.

Von Immungedächtnis bis Begräbnisritualen

Die nun geförderten Projekte spiegeln die thematische Breite wider. Sie können im heute aufgeschalteten Projektregister zur Covid-19-Forschung in der Schweiz eingesehen werden. Fünf Beispiele:

  • Volker Thiel, Ronald Dijkmanvon der Universität Bern undIsabella Eckerlevon der Universität Genf untersuchen die Reaktion des Lungenepithels auf eine Infektion mit Sars-CoV-2. Damit wollen sie vorhersagen können, ob ein Patient einen milden oder schweren Krankheitsverlauf haben wird.
  • Charlotta Sirén, Joakim Wincent, Dietmar GrichnikundMichael Hudecheckvon der Universität St. Gallen sowie Gerard George von der Singapore Management University wollen Satellitendaten und Medieninformationen auswerten, um die Reaktionen der Menschen auf Pandemien weltweit zu verstehen. Daraus soll auch ein Frühwarnsystem entwickelt werden.
  • Marc-Antoine Berthodvon der Fachhochschule Westschweiz in Lausanne undGaëlle Clavandiervon der Universität Saint-Étienne betrachten die Begräbnisrituale in Zeiten des Abstandhaltens. Sie führen Interviews mit Bestatterinnen und Bestattern sowie mit Familienangehörigen durch, um mehr über ihre Kreativität im Umgang mit dem Tod zu erfahren.
  • Thomas PeterundUlrich Kriegervon der ETH Zürich erforschen die Anwendung von Essigsäuregas als Desinfektionsmittel gegen Sars-CoV-2 in der Luft. Dafür muss die Wirksamkeit bei Konzentrationen getestet werden, die für Menschen verträglich sind.
  • Andrew MacphersonundStephanie Ganal-Vonarburgvon der Universität Bern studieren die Bildung des Immungedächtnisses bei über 200 Menschen, die im Spital arbeiten. Damit wollen sie die die Frage klären, ob Personen, die einmal krank waren, für die Zukunft immun gegen das Virus sind.

Komplementär zum NFP "Covid-19"

Die Sonderausschreibung Coronaviren ist komplementär zum am 30. April 2020 ausgeschriebenen und vom Bundesrat in Auftrag gegebenen Nationalen Forschungsprogramm "Covid-19" (NFP 78). Sie hat auch zukünftige Pandemien im Fokus und und enthält deshalb einen wesentlichen Anteil an sozial- und geisteswissenschaftlichen Projekten.