Schweizer Wissenschaftspreis Marcel Benoist geht an Lars-Erik Cederman

Lars-Erik Cederman wird mit dem diesjährigen Schweizer Wissenschaftspreis Marcel Benoist ausgezeichnet. Der Professor für internationale Konfliktforschung der ETH Zürich erhält den mit 250'000 Schweizer Franken dotierten Preis für seine Erkenntnisse zur politischen Friedensbildung. Bundesrat Johann N. Schneider-Ammann, Stiftungspräsident, hat Lars-Erik Cederman persönlich über die Auszeichnung informiert. Am 15. November 2018 findet die Preisverleihung in Bern statt.

Zwischen ethnischen Minderheiten und der zentralen Staatsgewalt bestehen viele aktuelle Konflikte – auch in Europa. Der Konfliktforscher Lars-Erik Cederman konnte aufzeigen, dass regionale Autonomie für ethnische Minderheiten und ihr Einbezug in politische Entscheide für einen dauerhaften Frieden zentral sind. Ebenso wichtig sind eine ausgewogene Verteilung von Wohlstand und Grundversorgung. Für seine theoretische und empirische Arbeit wird Cederman mit dem Schweizer Wissenschaftspreis Marcel Benoist 2018 ausgezeichnet.

Neue Theorien zu Ungleichheit und Konflikten

In den vergangenen Jahren hat Lars-Erik Cederman den Zusammenhang zwischen Ungleichheit und Konflikten erforscht. Dazu hat er mit seiner Forschungsgruppe einen globalen Datensatz zu ethnischen Gruppen aufgestellt. Die Datensammlung umfasst deren Zugang zur Staatsmacht im Zeitraum von 1946 bis 2017.

Ungleichheiten zwischen ethnischen Gruppen wurden anhand von Expertenumfragen und Satellitenbildern gemessen und auf einer digitalen Karte verortet. Die Datensammlung ist für Politik, Wissenschaft und Öffentlichkeit zugänglich.

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Cedermans Arbeit verbindet theoretische Innovation mit empirischer Raffinesse. In seiner frühen Forschung entwickelte er neue Theorien der Weltpolitik anhand von Computermodellen. Dabei gelang es ihm aufzuzeigen, wie Staaten und Nationen entstehen und wieder verschwinden. Cedermans Erkenntnisse tragen dazu bei, die Ursachen von Konflikten besser zu verstehen und Lösungen zu finden.

"Den Marcel Benoist Preis zu bekommen, ist eine grosse Ehre für mich. Ich sehe den Preis als Anerkennung für die Forschung meiner Gruppe und das ganze Feld der Konflikt- und Friedensforschung", sagt Cederman.

Cederman wurde 1963 in Schweden geboren. Der schwedisch-schweizerische Doppelbürger studierte Technische Physik an der Universität in Uppsala und Internationale Beziehungen am Institut für Internationale Studien in Genf. 1994 promovierte er in Politikwissenschaft an der University of Michigan. Danach forschte und unterrichtete er am Institut für Internationale Studien in Genf, an der Universität Oxford, der University of California in Los Angeles und der Harvard University. Seit 2003 ist er Professor für Internationale Konfliktforschung an der ETH Zürich.

Wichtiger Beitrag zur Lösung gesellschaftlicher Probleme

In diesem Jahr verleiht die Stiftung Marcel Benoist den Preis erstmals in den Geistes- und Sozialwissenschaften. Bundesrat Johann N. Schneider-Ammann, Stiftungspräsident, erklärt: "Cedermans Arbeit zu den ethnischen Konflikten verdeutlicht den wichtigen Beitrag, den die Geistes- und Sozialwissenschaften zur Lösung gesellschaftlicher Probleme leisten."

​​​Der Preis Marcel Benoist ist der renommierteste Wissenschaftspreis der Schweiz. Seit 1920 zeichnet die Stiftung herausragende Forschung aus, die für das menschliche Leben von Bedeutung ist. In der bald hundertjährigen Geschichte haben bisher zehn Preisträger später den Nobelpreis erhalten.

Auswahl erstmals durch den Schweizerischen Nationalfonds

Dieses Jahr war erstmals der Schweizerische Nationalfonds (SNF) für die Auswahl der Preisträgerin oder des Preisträgers verantwortlich. Lars-Erik Cederman wurde aus 26 Nominierten ausgewählt. Das Evaluationsgremium des SNF bestand aus zwei Vertretern des öffentlichen Lebens und aus sechs internationalen Expertinnen und Experten sowie aus Mitgliedern des Nationalen Forschungsrats des SNF und einer Vertretung der Marcel-Benoist-Stiftung.

Das Auswahlverfahren erfolgte weitgehend digital und anonymisiert. Das Geschlecht, die Publikationsliste und die Hochschule der Anwärterinnen und Anwärter wurden erst in einer zweiten Bewertungsrunde dem Evaluationsgremium offengelegt. "Der Wissenschaftsbetrieb ist komplex und stellt hohe Anforderungen an die Forschungsförderung und die Auswahl der besten Forschenden. Der SNF arbeitet mit innovativen Verfahren, um die Selektionsprozesse so fair wie möglich zu gestalten", sagt Matthias Egger, Präsident des Nationalen Forschungsrats.

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