Andere Wege für die Friedensförderung

Amina Ahmed (links), Forscherin und Aktivistin der Friedensförderung

Soziale Ungleichheiten führen häufig zu Konflikten. Resultate des r4d-Programms von DEZA und SNF kombinieren wissenschaftliches Wissen und persönliche Konflikterfahrungen. Die Synthesen schaffen Erkenntnisse für die Entwicklungspolitik.

Nils Rosemann hat bei allen Projekten genau hingeschaut. "Aufgrund von Einzelfallbeispielen hatten wir schon länger eine Ahnung, dass etwa Genderaspekte eine wichtige Rolle in sozialen Konflikten spielen", sagt der Jurist. Er ist Vertreter der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) im schweizerischen Forschungsprogramm zu weltweiten Themen der Entwicklung (r4d-Programm). Im Frühling 2020 ist das Programm-Modul "Soziale Konflikte" als erstes von sechs Modulen offiziell zu Ende gegangen. Nils Rosemann war Mitglied des Evaluationsgremiums in diesem Modul. Nach acht Jahren legen die Forschenden nun auch projektübergreifende Resultate vor.

Entwicklungspolitik gestärkt

"Die systematischen Vergleiche über Landesgrenzen hinaus lassen neue Verallgemeinerungen zu", sagt Nils Rosemann. Analysen von kollektiven Erinnerungsprozessen und ethnischen Konflikten in sogenannt fragilen Staaten haben neue Wissensgrundlagen geschaffen. "So hat die Synthese der Forschungsergebnisse bestätigt, dass unter anderem Genderaspekte einen grossen Einfluss auf soziale Konflikte haben." Die Forschungsresultate aus dem Modul würden für die Friedensförderung neue Möglichkeiten schaffen. "In Verhandlungen können wir uns auf wissenschaftlich fundierte, methodisch korrekte und vor allem auf breite und systematische Analysen stützen", so Rosemann. Dies stärke die Entwicklungspolitik.

Persönliches und analytisches Wissen

Beeindruckt ist Programmkoordinatorin Claudia Zingerli, SNF, von der Vielfalt an methodischen Zugängen zum Thema Ungleichheit. "Die Projekte im Modul 'Soziale Konflikte' haben viele neue Wege zur Analyse von fragilen Kontexten und zum Umgang mit daraus folgenden Konflikten aufgezeigt." Die Relevanz des kontinuierlichen Austauschs zwischen den beteiligten Forschenden habe sich im Lauf der Arbeiten immer klarer gezeigt.

Besonders freut sich Claudia Zingerli, dass der im Rahmen des Moduls gedrehte Dokumentarfilm "Inequality and Conflict – Beyond us and them" das persönliche Wissen der Protagonistinnen und Protagonisten explizit neben das analytische Wissen der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler stelle (siehe Kasten). "Die sehr persönlichen Erfahrungen von Diskriminierung, Leid und Vorurteilen werden mit Analysen und Erkenntnissen aus verschiedenen Kontexten in neuartiger Weise verbunden", so die Programmkoordinatorin. Das Medium Film ermögliche überdies eine Verbreitung der Forschungsresultate weit über die Grenzen der Wissenschaft hinaus.

Bewegung in der Forschungslandschaft

Eine positive Bilanz zieht auch Dirk Messner, Präsident des deutschen Umweltbundesamts und Leiter des Evaluationsgremiums. "Forschung und Entwicklungspolitik haben sich im Rahmen des Themenbereichs 'Soziale Konflikte' aufeinander zubewegt." Partnerschaften könnten dank den neuen internationalen Netzwerken zu exzellenter Forschung führen, aber auch entscheidende frische Perspektiven in die Politikberatung einbringen.

57 Projekte mit Forschenden aus 50 Ländern

Mit dem r4d-Programm (Swiss Programme for Research on Global Issues for Development) unterstützen die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) und der SNF gemeinsam transnationale Partnerschaften von Schweizer Forschenden mit Ländern in Afrika, Asien und Lateinamerika. Zwischen 2012 und 2022 stehen fast 98 Millionen Franken bereit. 57 Projekte vernetzen über 290 Beitragsempfängerinnen und -empfänger und ihre Forschungsgruppen in 50 Ländern. 13 Syntheseprojekte generieren projektübergreifende Erkenntnisse.

Film zu Ungleichheit und Konflikt

Der Dokumentarfilm "Inequality and Conflict – Beyond us and them" zeigt eine Synthese der Projekte im Modul "Soziale Konflikte" des r4d-Programms. Ab sofort ist er in voller Länge online zu sehen. Auf eindrückliche Art gibt der Film Einblick in die Auseinandersetzungen mit Ungleichheit und Konflikt in fünf Ländern.

Forschende auf einem Markt in Nigeria, Aktivistinnen und Aktivisten an Kundgebungen in Guatemala, Heldendenkmäler in Sri Lanka: Die Szenen illustrieren die langjährigen Forschungsarbeiten zu sozialen Konflikten auf drei Kontinenten und in unterschiedlichsten Kontexten. In jeder der auftretenden Personen steckt eine individuelle, oft traumatische Geschichte, aber auch das Wissen und die Erfahrung, um Wege aus den Konflikten zu finden.

Die Abschlussveranstaltung des Moduls und Vorführungen des Films in Bern mussten wegen der Covid-19-Pandemie verschoben werden. Neue Termine folgen.

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