Abschluss, aber kein Ende: Förderung von acht Nationalen Forschungsschwerpunkten läuft aus

Keyvisual NFS

Die acht im Jahre 2010 gestarteten Nationalen Forschungsschwerpunkte (NFS) kommen regulär zum Abschluss. Mit 345,1 Millionen CHF vom SNF unterstützt, werden sie die Zukunft der Schweizer Forschungslandschaft prägen.

Die NFS etablieren Forschungsnetzwerke von internationaler Ausstrahlung in der Schweizer Hochschullandschaft. Sie dienen der langfristigen Forschungsförderung zu Themen von strategischer Bedeutung für die Schweizer Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft.

Im Jahr 2010 hat das eidgenössische Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung die dritte Serie NFS lanciert. Die acht NFS dieser Generation sind an sieben Schweizer Hochschulen beheimatet:

  • NFS «Chemische Biologie – Biologische Prozesse mit Hilfe chemischer Verfahren visualisieren und kontrollieren» (Universität Genf und ETH Lausanne)
  • NFS «Kidney.CH – Kontrolle der Homöostase durch die Nieren» (Universität Zürich)
  • NFS «LIVES – Überwindung der Verletzbarkeit im Verlauf des Lebens» (Universitäten Lausanne und Genf)
  • NFS «MUST – Ultraschnelle Prozesse in molekularen Bausteinen» (ETH Zürich und Universität Bern)
  • NFS «QSIT – Quantenwissenschaften und -technologie» (ETH Zürich und Universität Basel)
  • NFS «Robotik – Intelligente Roboter für eine verbesserte Lebensqualität» (ETH Lausanne und ETH Zürich)
  • NFS «SYNAPSY – Synaptische Grundlagen psychischer Krankheiten» (Universitäten Genf, Lausanne und ETH Lausanne)
  • NFS «TransCure – Von der Transportphysiologie zu therapeutischen Ansätzen» (Universität Bern)

Bis zum Jahresende kommen diese acht NFS zu ihrem regulären Abschluss. Während ihres zwölfjährigen Bestehens haben sie die Schweizer Spitzenposition in den jeweiligen Forschungsfeldern weiter gestärkt und ihre Ergebnisse der wissenschaftlichen Gemeinschaft in über 7500 Veröffentlichungen zugänglich gemacht.

Über die gesamte Förderungsperiode hinweg wurden sie vom SNF mit 345,1 Millionen Franken unterstützt, was gut 38% ihres Gesamtbudgets von 906,3 Millionen Franken ausmacht. Die restliche Finanzierung wurde grösstenteils von den Heiminstitutionen und Projektteilnehmenden getragen; weniger als 2% ihrer Mittel stammten von Dritten.

Austausch innerhalb und ausserhalb der Akademie

Die aus den NFS erworbenen wissenschaftlichen Erkenntnisse sind sowohl für Fachleute als auch für die breite Öffentlichkeit von grossem Interesse. Während sich die Fachwelt hierzu an prominent besetzten internationalen Tagungen austauscht, wird die ausserakademische Öffentlichkeit über diverse Kanäle erreicht. Zum Beispiel arbeiten Mitglieder des NFS LIVES sozialwissenschaftliche Grundbegriffe in Wikipedia ein und der NFS SYNAPSY hat zwei runde Tische über mentale Gesundheit organisiert. Ferner kann man sich an der vom NFS TransCure im Elfenau Park (Bern) lancierten Ausstellung «Vitaport» anschaulich über Stofftransportprozesse im Körper sowie deren Zusammenhang mit Gesundheit und Krankheiten informieren.

Etablierung neuer Ausbildungs- und Forschungsgebiete

Es ist zentraler Bestandteil des Förderungsinstruments NFS, auf Langfristigkeit angelegte strukturelle Veränderungen umzusetzen. So haben die Heiminstitutionen der NFS deren Forschungsgebiete in den vergangenen zwölf Jahren fest in der Schweizer Hochschullandschaft verankert. Zu diesem Zweck haben sie unter anderem Professuren geschaffen oder entsprechend besetzt und passende Forschungsinfrastruktur eingerichtet. Einige NFS haben ihre Heiminstitutionen zudem um Forschungszentren bereichert. Zum Beispiel war der NFS QSIT bei der Gründung des «Quantum Center» (ETH Zürich) federführend und beteiligt sich am «Quantum Computing Hub» (ETH Zürich und Paul Scherrer Institut). Zentren dieser Art tragen zur langfristigen Stärkung der Forschung auf einem Gebiet bei, indem sie z.B. kostspielige Infrastruktur gemeinsam anschaffen und nutzen oder die produktive Zusammenarbeit zwischen Forschungsgruppen fördern.

Langfristige Auswirkungen haben die NFS auch durch die Nachwuchsförderung im universitären Unterricht sowie auf der Doktorierenden- und Postdoktorierendenstufe. Manche haben gar neue Studiengänge ins Leben gerufen. Die NFS Chemische Biologie und Robotik haben jeweils gleichnamige Masterstudiengänge an ihren Heiminstitutionen etabliert und der NFS Kidney.CH hat den Nachdiplomstudiengang «Translational Nephrology» auf die Beine gestellt. Über die Studienabgängerinnen und Studienabgänger sowie die ehemaligen Forschenden halten die Erkenntnisse der NFS über ihre Förderungsdauer hinaus in die Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft Einzug.

Wertvolle Beiträge zur Chancengleichheit und technologischen Innovation

Zudem implementieren alle NFS Massnahmen zur Förderung der Chancengleichheit. Unter anderem ist das ETH Women Professors Forum aus dem Frauenförderungsprogramm des NFS MUST hervorgegangen. Im Jahre 2012 gegründet, zählt es gegenwärtig über 80% der Professorinnen der ETHZ zu seinen Mitgliedern. 2016 wurde es auf die ETH Lausanne ausgedehnt. Das Forum wird auch in Zukunft junge Frauen unterstützen, die eine Karriere als Naturwissenschaftlerinnen oder Ingenieurinnen anstreben – zwei Bereiche, in denen sie besonders unterrepräsentiert sind.

Weil sich die acht NFS der dritten Serie im Wissens- und Technologietransfer engagiert haben, werden ihre Forschungsergebnisse künftig auch ausserhalb der Akademie Früchte tragen. So sind sie einerseits Kollaborationen mit Akteuren aus dem privaten Sektor eingegangen; andererseits haben ihre Mitglieder über 80 Patentanträge eingereicht und mehr als 40 Start-ups bzw. Spin-offs gegründet.

Langfristige Strukturen: Abschluss, aber kein Ende

Der Abschluss der NFS bedeutet deshalb nicht, dass auch ihr Wirken an ein Ende käme. Ihre vielfältige wissenschaftliche Tätigkeit hat für unterschiedliche Anspruchsgruppen einen Wert, der vom Erkenntnisfortschritt über die technologische Innovation und Bildung der interessierten Öffentlichkeit bis zur Unterstützung sozialer Anliegen reicht. So hinterlassen die NFS – innerhalb wie ausserhalb der Hochschulwelt – über ihre SNF-Förderung hinaus Spuren.