Erweiterungsbeitrag und PROMYS: Forschende in Mittel- und Osteuropa erfolgreich gefördert

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Seit 2012 hat der SNF viele Forschungsprojekte in Ländern der erweiterten EU unterstützt. Ita Gruic aus Zagreb und Edit Matyus aus Budapest berichten über ihre Erfahrungen.

Insgesamt 50 Projekte erhielten Finanzierung durch den SNF im Rahmen des Erweiterungsbeitrags der Schweiz für Länder in Mittel- und Osteuropa. An den Projekten beteiligt waren Forschende aus Bulgarien, Kroatien und Rumänien sowie aus der Schweiz. So erforschte die Biochemikerin Ita Gruic von der Universität Zagreb gemeinsam mit dem Biochemiker Nenad Ban von der ETH Zürich genetische Prozesse, die es Bakterien ermöglichen, Resistenzen gegen Antibiotika zu entwickeln. «Die Kombination unserer unterschiedlichen Methoden hat uns einen grossen Schritt weitergebracht», sagt Ita Gruic. «Wir haben gezeigt, wie Bakterien Proteinstrukturen, die bisher als beinahe unveränderlich galten, so anpassen, dass neue Resistenzen entstehen.» Dieser Durchbruch verdanke sich nicht zuletzt auch der Flexibilität seitens des SNF. Denn die Arbeiten hatten sich wegen der Corona-Pandemie stark verzögert, konnten aber unter Einhaltung des ursprünglichen Kostenrahmens verlängert werden.

Pragmatische Lösungen

«Ich schätze sehr, wie der SNF im Rahmen des Möglichen stets pragmatische Lösungen sucht, die konsequent den wissenschaftlichen Fortschritt an die erste Stelle setzen», meint Ita Gruic. Dazu zähle auch, dass das Projekt über Nenad Bans Forschungsgruppe hinaus bei Bedarf Zugang zu anderen Einrichtungen der ETH Zürich erhalten habe. Während dies für den eigentlichen Forschungserfolg wichtig ist, weist Ita Gruic zudem auf den allgemeineren Nutzen des Projekts hin: «Vor allem jüngere Mitarbeitende aus meiner Gruppe haben viel von den Aufenthalten an der ETH profitiert – fachlich ebenso wie für ihre Karriere. Das aber stärkt die kroatische Forschung insgesamt.»

ETH-Forschung in Budapest weiterverfolgt

Auch mit seiner Initiative «Förderung von jungen Forschenden in Osteuropa» (PROMYS) stärkte der SNF die Forschungskapazitäten in Ländern der erweiterten EU. Das Förderangebot richtete sich an Forschende, die mindestens zwei Jahre in der Schweiz studiert oder gearbeitet hatten und ihre Karriere in einem mittel- oder osteuropäischen EU-Mitgliedstaat fortsetzen wollten. Von ihren Erfahrungen mit PROMYS berichtet Edit Matyus: Die Quantenchemikerin hat in den vergangenen Jahren dank der SNF-Förderung an ihrer Heimatuniversität in Budapest eine Forschungsgruppe aufgebaut. Diese entwickelt neue theoretische und rechnergestützte Ansätze für die quantenmechanische Beschreibung von Elektronen und Atomkernen.

«Viele unserer zentralen Fragestellungen knüpfen an Arbeiten an, die vor über zehn Jahren im Labor für Physikalische Chemie an der ETH Zürich begonnen haben», sagt Edit Matyus. In diesem Labor verbrachte die damals 26-Jährige nach ihrem Doktorat in Budapest ihren ersten längeren Auslandaufenthalt. Später folgten zwei Jahre an der Universität Cambridge. Während dieser Zeit wurde sie auf das Förderangebot PROMYS aufmerksam. Sie sah die Gelegenheit, die sich bot: stabil finanziert über längere Zeit ihre eigene Forschung verfolgen, in ihrem Heimatland Ungarn, mit der Aussicht auf eine interessante Karriereoption. Edit Matyus bewarb sich erfolgreich und startete 2016 – nunmehr in eigener Mission – an der Eötvös-Loránd-Universität Budapest.

Die wissenschaftliche Freiheit genutzt

«Vor allem am Anfang stand ich noch viel mit Markus Reiher in Kontakt, dem Leiter meiner damaligen Gruppe an der ETH Zürich», erzählt die Quantenchemikerin. «Denn PROMYS enthält auch ein Mentoring». Schon sehr bald stellte sie Mitarbeitende ein, Studierende, Postdoktorierende. «Mein eigenes Team war geboren. Mit diesem verfolgte ich verschiedene Richtungen und nutzte die wissenschaftliche Freiheit, die mir der PROMYS-Beitrag verschaffte.» Mit Erfolg, wie sich zeigen sollte: Edit Matyus gewann aufgrund ihrer vom SNF geförderten Arbeiten einen prestigeträchtigen europäischen Förderbeitrag, der ihre Karriere weiter vorantreibt.

Neue Programme im Rahmen des zweiten Schweizer Beitrags

Die Förderung im Rahmen des Erweiterungsbeitrags hat der SNF im Auftrag der DEZA angeboten, der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit des Bundes. Die PROMYS-Projekte finanzierte er aus eigener Initiative und mit eigenen Mitteln. Inzwischen sind die insgesamt 57 Projekte abgeschlossen oder werden im Jahr 2023 zum Abschluss kommen. Im Rahmen des zweiten Schweizer Beitrags an ausgewählte EU-Mitgliedstaaten wird der SNF 2023 und 2024 drei weitere Förderprogramme starten, darunter auch ein PROMYS-Programm. Informationen dazu folgen bald.