"Man soll Avenue in der Badewanne lesen können"

Die promovierte Germanistin und Bündnerin Corinna Virchow gibt mit ihrem Partner Mario Kaiser das Magazin für Geistes- und Sozialwissenschaften Avenue heraus – online und Print. Interview

​​​(Aus "Horizonte" Nr. 107 Dezember 2015)​​​

Was ist das Besondere an Avenue?

Es deckt die ganze Spannweite der Sozial- und Geisteswissenschaften ab, nicht nur
Geschichte, Psychologie oder Philosophie. Das ist in deutschsprachigen Ländern
Mangelware. Die bestehenden Zeitschriften präsentieren Wissenschaft oft als
starre Fakten, und die Artikel lesen sich manchmal wie Ratgeber. Wir fühlen uns
näher bei der Wissenschaft und wollen sie als einen im Wandel stehenden Prozess
vorstellen.

Was soll man sich darunter vorstellen?

Auf unserer Website können Kommentare an einem ganz bestimmten Ort in den
Artikeln platziert werden, das fördert eine sachliche Diskussion mit gezielten Argumenten. Niemand muss sich registrieren, eine E-Mail-Adresse reicht. Wir wollen das Geplänkel allgemeingültiger Aussagen im Anschluss an Online-Artikel vermeiden, die sich schnell vom eigentlichen Thema entfernen. Die Autoren können auf Kommentare reagieren und wir entscheiden schliesslich, welche Artikel gedruckt
erscheinen.

Wer verfasst die Artikel?

Forschende, wissenschaftlich tätige Personen ausserhalb der Hochschulen und
Journalisten. Wir wollen ausgefeilte Texte. Die Essenz eines Artikels soll in zehn Minuten erfassbar sein: Man soll Avenue in der Badewanne lesen können! Das Magazin soll ausserdem ästhetisch überzeugen. «Brad Pitt mit Brille», wenn man so will: intelligent und schön.

Wie sieht Ihr Geschäftsmodell aus?

Wir haben das Geld für die Lancierung zusammengebracht. Längerfristig setzen
wir auf Einnahmen durch Werbung und Abonnemente der Print-Version. Wir diskutieren mit grossen Schweizer Verlagen über die Distribution, denken aber auch an Guerilla-Marketing. Wir werden ausserdem Auszüge des Magazins im Posterformat drucken und an Tramhaltestellen aufhängen. Ein idealer Moment, sich mit dem Geist zu beschäftigen!

Das Thema der ersten Ausgabe?

Wir Cyborgs, zwischen Mensch und Technik