257 Millionen Franken für 361 herausragende Forschungsprojekte

Keyvisual Projektförderung
© Constantine Johnny

Spitzwegerich als Stickstoffspeicher, Sediment-Tracking in Gewässern oder Jugendobdachlosigkeit in der Schweiz: Im Rahmen der Projektförderung unterstützt der SNF vielversprechende Projekte zu selbstgewählten Themen.

Stickstoff ist ein essentieller Nährstoff für das Wachstum von Pflanzen. Gleichzeitig belastet überschüssiger Stickstoff in Form von Nitrat und Lachgas das Wasser und die Luft. Die Freisetzung und Umwandlung verschiedener Stickstoffverbindungen im Pflanzen-Boden-System wird dabei vor allem durch Mikroorganismen gesteuert und unterliegt komplexen Wechselwirkungen.

Else Bünemann vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) forscht nach Möglichkeiten, wie die Stickstoffemissionen von Agrarflächen reduziert werden können. Eine Möglichkeit besteht im Einsatz der heimischen Pflanze Spitzwegerich (Plantago lanceolata). Das Team um Else Bünemann möchte testen, inwieweit Spitzwegerich-Arten die Stickstoffumwandlung im Boden beeinflussen können, so dass weniger schädliche Stickstoffverbindungen freigesetzt werden. Damit könnte auch der Düngereinsatz auf landwirtschaftlichen Flächen bei gleichbleibendem Ertrag reduziert werden.

Dank der Unterstützung durch den SNF kann dieses Vorhaben nun umgesetzt werden. Das Projekt von Else Bünemann ist eines von 361 neuen Forschungsvorhaben, die der SNF im Rahmen seiner Projektförderung finanziert.

Rund 1000 eingegangene Gesuche

Bei der Ausschreibung im April 2023 wurden 988 Gesuche evaluiert. 36,5 Prozent dieser Projekte wurden bewilligt und werden in den nächsten Jahren mit insgesamt 257 Millionen Franken gefördert. Rund 38 Prozent der Projekte fallen in den Bereich Lebenswissenschaften, 33 Prozent in den Bereich Mathematik, Natur- und Ingenieurwissenschaften und 29 Prozent in den Bereich Geistes- und Sozialwissenschaften. Die meisten der geförderten Forscherinnen und Forscher (60%) arbeiten an einer Universität und gut ein Viertel (27%) im ETH-Bereich. Der Anteil der Forschenden von Fachhochschulen, Pädagogischen Hochschulen und anderen Institutionen hat sich im Vergleich zur letzten Ausschreibung fast verdoppelt (von 7 auf fast 13%).

Frauenanteil gestiegen

Insgesamt ist der Frauenanteil bei den evaluierten Gesuchen in allen drei Bereichen gestiegen, am stärksten in den Geistes- und Sozialwissenschaften. Rund 31 Prozent der erfolgreichen Gesuche wurden von Frauen eingereicht. Die Erfolgsquote der von Forscherinnen eingereichten Projekte lag bei 36,8 Prozent, etwas höher als jene ihrer männlichen Kollegen (36,4%).

Weitere Beispiele geförderter Projekte

Mathematik, Natur- und Ingenieurwissenschaften

  • Die elektrochemische Reduktion von Kohlendioxid (CO2) ist eine neuartige und vielversprechende Technologie. Mit ihr könnten gewisse Chemikalien, die bisher aus Erdöl gewonnen werden, künftig aus CO2 hergestellt werden. An der EPF Lausanne will Raffaella Buonsanti im Rahmen ihres Projekts einen möglichst aktiven und stabilen Katalysator für diesen chemischen Umwandlungsprozess entwickeln.
  • Die intensive Landnutzung und die häufigeren Klimaextreme im Zuge des Klimawandels führen dazu, dass Böden stärker erodieren. Viele so abgetragene Bodenschichten enden als Sedimentablagerungen in Gewässern und schaden deren Ökosystemen. Christine Alewell von der Universität Basel untersucht diese Umverteilung von Sedimenten und vergleicht im Rahmen ihres Projekts verschiedene Methoden zum Sediment-Tracking in vier grossen Einzugsgebieten weltweit.

Geistes- und Sozialwissenschaften

  • Wie leben obdachlose Jugendliche in der Schweiz und wie steht es um ihre Teilhabe an der Gesellschaft? Dieser Frage widmet sich Jörg Dittmann von der Fachhochschule Nordwestschweiz. Seine Forschung soll soziopolitische Erkenntnisse liefern, damit Betroffene künftig bessere Chancen haben, ein normales Leben zu führen.
  • Amish Shwitzer ist eine Sprache mit Ursprung in der Deutschschweiz. Sie wird bis heute in den USA von der Schweizer-Amisch-Gemeinschaft gesprochen. Guido Seiler von der Universität Zürich untersucht, wie Amish Shwitzer durch Migration, Sprachvariation und Mehrsprachigkeit beeinflusst wird.

Lebenswissenschaften

  • Das Forschungsvorhaben von Till Voss hat zum Ziel, den komplexen Übertragungsmechanismus von Malaria besser zu verstehen. Im Fokus seiner Untersuchungen am Swiss Tropical and Public Health Institute stehen die sogenannten Gametozyten, eine Entwicklungsstufe des Malaria-Parasiten. Damit eine Übertragung von Mensch zu Mensch stattfinden kann, müssen Stechmücken weibliche und männliche Gametozyten aus dem Blut einer infizierten Person aufnehmen. Bisherige Malariamedikamente können die Gametozyten noch nicht wirksam abtöten.