Vier Projekte für wirkungsvolle Prävention im Gesundheitswesen
Der SNF unterstützt im Rahmen der Europäischen Partnerschaft Transforming Health and Care Systems (THCS) vier innovative Projekte. Sie nutzen digitale Technologien und Zusammenarbeit für eine personalisierte Gesundheitsförderung.
Im April 2024 lancierte die Europäische Partnerschaft Transforming Health and Care Systems (THCS) ihre zweite internationale Ausschreibung mit dem Titel «Innovate to Prevent: Personalized Prevention in Health and Care Services». Der Fokus liegt auf der Entwicklung neuer Modelle für die Gesundheitsvorsorge in drei Schlüsselbereichen: Sekundär-, Tertiär- und Quartärprävention.
Mit Hilfe digitaler Technologien sollen skalierbare, anpassbare Lösungen entwickelt werden, die in unterschiedlichen Gesundheitssystemen anwendbar sind. Sie sollen das Wohlbefinden der Betroffenen verbessern, eine personalisierte medizinische Versorgung ermöglichen und den Ressourceneinsatz optimieren. Langfristige Ziele sind eine optimale Gesundheitsversorgung, der Abbau von Ungleichheiten und eine bessere Gesundheit für verschiedenste Bevölkerungsgruppen.
Ein unabhängiges Evaluationsgremium hat 114 Forschungsgesuche begutachtet und 20 Projekte für einen Förderbeitrag ausgewählt. Die wissenschaftlichen Arbeiten laufen bereits.
Der SNF fördert vier Forschende
Der SNF unterstützt vier Forschende aus Schweizer Forschungseinrichtungen, die im Rahmen dieses kompetitiven Programms an folgenden Projekten mitwirken:
- Professor Matthias Wilhelm vom Universitätsspital Bern ist am Projekt COMPASS beteiligt. Diese europäische Initiative soll die Rehabilitation bei Herzerkrankungen verbessern. Es werden personalisierte Programme entwickelt und Technologien wie Telerehabilitation und tragbare Geräte eingesetzt. Die Programme sind so konzipiert, dass sie den spezifischen Bedürfnissen der Betroffenen in Italien, Portugal und der Schweiz entsprechen und kulturelle und gesundheitspolitische Unterschiede berücksichtigen. Ein wichtiger Aspekt des Projekts ist die Zusammenarbeit mit Patientinnen und Patienten sowie Gesundheitsfachpersonen für die gemeinsame Entwicklung von praktischen, einfach anwendbaren und wirksamen Rehabilitationsprogrammen. Das Projekt beinhaltet auch eine Kosten- und Organisationsanalyse. Diese dient dazu, die Machbarkeit zu bewerten und die Integration dieser Programme in die nationalen Gesundheitssysteme zu unterstützen. Ziel ist die Entwicklung eines inklusiven, nachhaltigen Modells für die Rehabilitation bei Herzerkrankungen, das auf andere Gesundheitssysteme in Europa übertragbar ist.
- Professor Jean-Paul Calbimonte von der Fachhochschule Westschweiz (HES-SO) ist am Projekt CONNECT-CARE beteiligt. Diese europäische Initiative soll zu einer guten Gesundheit der jungen Bevölkerung beitragen. Dazu wird eine digitale Plattform entwickelt, mit der die Jugendlichen ihre Gesundheit managen, Übergewicht vermeiden und zu einem gesunden Lebensstil finden können. Ein Hauptelement der Plattform ist NutriFit Advisor, ein KI-gestütztes System, das personalisierte Empfehlungen zum Umgang mit Adipositas bietet. Im Rahmen des Projekts wird auch ein Youth Empowerment Hub (YEH) geschaffen, der Daten aus den Gesundheitssystemen integriert, insbesondere klinische, sozioökonomische und kulturelle. Der YEH wird zudem digitale Ressourcen für personalisierte Behandlungen anbieten und die Kommunikation mit den Leistungserbringern verbessern. Zum Testen der Machbarkeit und Wirksamkeit dieser Plattform werden in Spanien und Dänemark randomisierte kontrollierte Studien durchgeführt.
- Professor Stéphane Armand und seine Gruppe von der Universität Genf sind am europäischen Projekt ENABLE beteiligt. Diese Initiative will das Assessment und die Therapien für Kinder verbessern, die an motorischen Störungen aufgrund von neurologischen oder muskulären Erkrankungen wie Zerebralparese oder Myopathie leiden. Normalerweise werden funktionelle Untersuchungen der motorischen Fähigkeiten im klinischen Umfeld durchgeführt. Die verwendeten Methoden sind zwar genau, aber häufig teuer, zeitaufwändig und nicht immer repräsentativ für die funktionelle Mobilität des Kindes im Alltag. Ausserdem erfordern die Therapien zur Förderung der motorischen Fertigkeiten regelmässige Besuche in Gesundheitseinrichtungen, was für die Familien eine Belastung darstellt. Deshalb wird mit dem Projekt ENABLE eine innovative KI-basierte App entwickelt, die Kinder, Eltern und Gesundheitsfachpersonen auf mobilen Geräten nutzen. Damit können die motorischen Fertigkeiten von Kindern regelmässig in der Alltagsumgebung bewertet werden. Überdies bietet die App personalisierte, auf die individuellen Fähigkeiten des Kindes und die Therapieziele abgestimmte Übungsanleitungen und eine laufende Beobachtung der motorischen Fortschritte. Die Gesundheitsfachpersonen können die Daten in Echtzeit abrufen und bei Bedarf umgehend eine Anpassung der Behandlung empfehlen.
- Arthur Gavotto, behandelnder Arzt am Universitätsspital Genf (HUG), ist am Projekt QUALIREHAB beteiligt. Diese europäische Initiative soll die Lebensqualität von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit chronischen Krankheiten verbessern. Das Projekt kombiniert modernste digitale Technologien, ein KI-basiertes Übungsprogramm und ein laufendes Monitoring. Damit ermöglicht es eine individuelle Rehabilitation unter Berücksichtigung der körperlichen und psychischen Bedürfnisse der Betroffenen. Dank tragbaren Geräten, die Daten in Echtzeit sammeln, bietet das Projekt eine individuelle Begleitung und personalisierte Rückmeldungen. Die Leistungserbringer erhalten pädagogische Ressourcen, die in der Patientenbetreuung hilfreich sind, namentlich Empfehlungen für Übungen sowie zu den Themen psychische Gesundheit und chronische Krankheiten. Durch die Zusammenarbeit mit Patientenorganisationen, politischen Verantwortlichen und anderen Stakeholdern soll das Projekt auch politische Veränderungen herbeiführen: Bewegung und Hilfsangebote im Bereich psychische Gesundheit sollen Teil der Gesundheitsversorgung für Kinder werden.
Transforming Health and Care Systems (THCS) – Die wichtigsten Informationen
Ziel der Partnerschaft: Transformation der Gesundheitssysteme durch die Förderung innovativer Versorgungsmodelle und die Bewältigung zentraler Herausforderungen wie aus dem Ruder laufende Gesundheitskosten, ungleicher Leistungszugang und wachsende Nachfrage nach individueller, patientenzentrierter Betreuung.
Die Partnerschaft THCS deckt folgende Themen ab:
- Digitalisierung des Gesundheitswesens – durch Technologien wie Telemedizin, mobile Gesundheits-Apps und elektronische Patientendossiers. Ziel ist eine für alle zugängliche, wirksame, individuelle Gesundheitsversorgung.
- Personalisierte Versorgung und Prävention – Konzentration auf die Krankheitsvorsorge und auf individuell abgestimmte Behandlungen unter Anwendung moderner Technologien und Methoden zur Früherkennung.
- Personalentwicklung und Zusammenarbeit – Schulung des Gesundheitspersonals in neuen Technologien und Teamarbeit mit dem Ziel einer besseren, optimal koordinierten Versorgung.
- Skalierbare, übertragbare Praktiken im Gesundheitswesen – Entwicklung wirksamer Methoden zur Gesundheitsversorgung, die einfach erweiterbar, in unterschiedlichen Settings anwendbar und anpassbar sind.
Partner: An der Partnerschaft beteiligen sich 31 Partner aus 22 EU-Mitgliedstaaten und assoziierten Ländern, unter anderem auch der Schweizerische Nationalfonds.
Finanzierung: Die kofinanzierte Partnerschaft THCS ist Bestandteil von Horizon Europe.