NFP 82 unterstützt 15 Projekte mit 11,2 Millionen und ganz neuem Ansatz

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Das Nationale Forschungsprogramm «Förderung der Biodiversität und nachhaltiger Ökosystemleistungen für die Schweiz» (NFP 82) unterstützt 15 Projekte mit 11,2 Millionen Franken. Alle Projekte sind transdisziplinär ausgerichtet.

Die Biodiversität ist die zentrale Lebensgrundlage für den Menschen. Sie sorgt unter anderem für sauberes Wasser, fruchtbare Böden und Klimaregulierung. In der Schweiz steht sie nach wie vor unter Druck. Fördermassnahmen zeigen zwar lokal Wirkung, doch die Artenvielfalt nimmt weiter ab: Ein Drittel aller Arten und die Hälfte der Lebensraumtypen der Schweiz sind gemäss dem Bundesamt für Umwelt (BAFU) gefährdet.

Das Nationale Forschungsprogramm «Förderung der Biodiversität und nachhaltiger Ökosystemleistungen für die Schweiz» (NFP 82) will diesem Trend etwas entgegensetzen: Das Ziel ist eine umfassende Analyse zum Erhalt, zur Bewirtschaftung und Nutzung von Biodiversität und Ökosystemleistungen in der Schweiz. Ebenso beleuchtet das Programm den Schweizer Fussabdruck auf die Biodiversität und die Ökosystemleistungen im Ausland. In den unterstützten Forschungsprojekten sollen auch praktische Lösungen für den Erhalt und die nachhaltige Nutzung von Biodiversität und Ökosystemleistungen erarbeitet werden.

«Konsequenter transdisziplinärer Ansatz»

Mit der jüngsten Ausschreibung hat das NFP 82 nun Neuland betreten. «Als erstes Nationales Forschungsprogramm der Schweiz verfolgen wir konsequent einen transdisziplinären Ansatz», sagt Markus Fischer, Präsident der Leitungsgruppe des Programms. «Alle ausgewählten Projekte wurden in enger Zusammenarbeit von Akteuren aus Wissenschaft und Gesellschaft entwickelt. Zu letzteren gehören NGOs, kantonale Behörden oder Vertreterinnen und Vertreter der Landwirtschaft. Das stellt eine wichtige Praxisnähe der Forschung sicher.»

Bei der Ausschreibung wurden 84 Projektskizzen eingereicht. Davon kamen 33 in die engere Auswahl, wovon nun 15 in den nächsten Jahren mit insgesamt 11,2 Millionen Franken unterstützt werden. Die Projekte beschäftigen sich unter anderem mit der Biodiversität von Seen, globalen Wertschöpfungsketten oder naturnahen Flächen (siehe Box).

Lösung von Gegenwartsproblemen

Die Nationalen Forschungsprogramme leisten einen Beitrag zur Lösung von Gegenwartsproblemen von nationaler Bedeutung. Der Bundesrat wählt die Forschungsthemen aus und überträgt dem SNF die Verantwortung für die Durchführung der Programme.

Von naturnahen Flächen bis zu Wertschöpfungsketten

  • Das Forschungsteam um Tobias Schulz (Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft, WSL) und Norbert Kräuchi (Departement Bau, Verkehr und Umwelt, Kanton Aargau) will in der Region Lenzburg-Seetal (AG) einen Dialog darüber anstossen, wie mehr naturnahe Flächen im Einklang mit der Landwirtschaft entstehen können. Die Beteiligten sollen sich auf gemeinsame Interessen konzentrieren und so Synergien für die landwirtschaftliche und natürliche Entwicklung der Region nutzen. Das Projekt untersucht zudem, wie neue politische Instrumente (z. B. Ausgleichsmassnahmen) diesen Prozess unterstützen. Dabei sollen die Interessen der Land- und Forstwirtschaft und der Siedlungsentwicklung berücksichtigt werden. Das übergeordnete Projektziel ist eine Methode, mit der weitere Regionen in der Schweiz ihre Biodiversitätsziele planen können.
  • Die derzeitigen globalen Wertschöpfungsketten sind für einen Teil des irreversiblen Verlusts der biologischen Vielfalt verantwortlich. Das Forschungsteam um Matthias Stucki von der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften (ZHAW) entwickelt praktische Lösungen für Unternehmen, mit denen sie ihre Wertschöpfungsketten zum Schutz der biologischen Vielfalt anpassen können – ohne dabei die Wertschöpfung wesentlich zu beeinträchtigen. Im interdisziplinären Projektteam fliesst Know-how aus verschiedenen Richtungen ein. Darin ist auch der Verband für nachhaltiges Wirtschaften (öbu) vertreten. Dieser verfügt über ein grosses Netzwerk, zu dem auch wichtige Schweizer Unternehmen gehören (z. B. Coop, Implenia, Schweizerische Post).
  • Seen sind wichtig für die biologische Vielfalt und Grundlage der hohen Lebensqualität der Schweiz. Allerdings gibt es noch keinen nationalen Überblick über den Zustand der Biodiversität in Schweizer Seen und wie die Gesellschaft von ihnen profitiert. Das Forschungsteam um Anita Narwani von der Eidgenössischen Anstalt für Wasserversorgung, Abwasserreinigung und Gewässerschutz (Eawag) will in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Umwelt (BAFU) eine entsprechende Bewertung vornehmen. Dazu untersuchen die Forschenden die Biodiversität von Plankton, Makrophyten, Makrozoobenthos und Fischen in mindestens 240 Seen. Sie gehen auch der Frage nach, wie wichtig der Schweizer Bevölkerung die Verbesserung des Zustands der Seen ist.