Durchbruch bei Verhandlungen mit Grossverlagen

Einen Artikel in "Clinical Immunology" oder im "Journal of Materials Science" frei zugänglich machen? Dank Verträgen zwischen Hochschulen und Verlagen bezahlen Schweizer Forschende dafür keine Gebühr mehr.

Seit 2018 haben die Hochschulbibliotheken und swissuniversities mit den drei grössten Wissenschaftsverlagen Elsevier, Springer Nature und Wiley verhandelt. Seit 2020 ist auch der SNF beteiligt. Die Hochschulen wollten die bisherigen Vereinbarungen im Sinne der Nationalen Open-Access-Strategie weiterentwickeln.

Meilenstein erreicht

Nun haben die Gespräche einen grossen Durchbruch gebracht. Neu regeln die Verträge mit Elsevier und Springer Nature nicht nur den Zugang zu Publikationen ("Lesen"), sondern schliessen auch die Veröffentlichung von frei verfügbaren Artikeln in mehr als 4000 Zeitschriften ein ("Publizieren"). "Für die Forschenden fallen damit keine Kosten und weniger Arbeit an, was sie massiv entlastet", sagt Matthias Egger, Präsident des Nationalen Forschungsrats des SNF. "Es wird ihnen einfach gemacht, ihre Arbeit frei zugänglich zu publizieren." Weiterhin greifen Forschende und Studierende auf die bestehenden Inhalte der Verlage zu.

Die Hochschulen geben nicht mehr aus als bisher, erhalten also für ihr Geld eine zusätzliche Leistung. Die Verlage entwickeln ihr Angebot weiter, entsprechend der wachsenden Nachfrage nach Open Access.

Yves Flückiger, Leiter des Verhandlungsteams und Präsident von swissuniversities, ist sehr zufrieden: "Die Vereinbarungen sind ein Meilenstein auf dem Weg zu 100 Prozent Open Access." Noch im Gang sind die Verhandlungen mit Wiley.

Nur Leistungen abgelten

Die Verträge laufen mit Springer Nature bis Ende 2022, mit Elsevier bis Ende 2023. Dann werden die nächsten Schritte hin zu Open Access als neuem Standard gemacht. Langfristiges Ziel ist es, nur die Leistungen der Verlage für neue Publikationen zu vergüten. Nicht den Zugang zu Wissen, das aus staatlich geförderter Forschung entstanden ist. "Mit dem Abschluss der Verträge haben die Hochschulen bewiesen, dass sie gewillt und in der Lage sind, gemeinsam die nötigen Anstrengungen zu unternehmen", sagt Matthias Egger.

Lesen und publizieren

"Lesen & Publizieren"-Verträge ("Read & Publish") erweitern die bisher üblichen Verträge von Hochschulen und Verlagen um das Open-Access-Publizieren. Forschende und Studierende haben einerseits freien Lesezugang zu den Inhalten der Verlage. Anderseits können Forschende ihre Artikel in den Zeitschriften sofort für alle frei zugänglich veröffentlichen. Die Verträge halten fest, für welche Zeitschriften die Vereinbarung gilt.