Nachhaltige Pflanzenzüchtungen und ihre gesellschaftlichen Auswirkungen
Wie lässt sich globale Ernährungssicherheit mit neuen Pflanzenzüchtungen verbessern? Und was bedeuten diese für uns? Der SNF unterstützt dazu elf Projekte mit sieben Millionen Franken.
Der Mensch hat Pflanzen immer verändert, um den wachsenden Bedarf an Nahrungsmitteln zu decken und damit die Ernährungssicherheit zu gewährleisten. Auch heutige, neue Züchtungstechnologien (New Breeding Technologies, NBT) wie CRISPR/Cas bieten Möglichkeiten, die Widerstandsfähigkeit und Produktivität von Pflanzen zu verbessern. Doch wie hoch ist ihre Akzeptanz? Bernice Elger, Leiterin des Instituts für Bio- und Medizinethik der Universität Basel, will in ihrem Projekt dieser Frage nachgehen. Dazu wird sie Interviews mit Stakeholder-Gruppen sowie eine Umfrage bei rund 400 Landwirtinnen und Landwirten durchführen. Auf der Basis einer ethischen Bewertung der sozialen und gesellschaftlichen Auswirkungen der NBT sollen Empfehlungen für die gesetzliche Regulierung in der Schweiz formuliert werden. Das ist eines von elf Projekten, die im Rahmen des Nationalen Forschungsprogramms «Innovationen in Pflanzenzüchtungen» (NFP 84) in den nächsten fünf Jahren unterstützt werden.
Lösung von Gegenwartsproblemen
Das NFP 84 fördert Projekte, die Züchtungsverfahren für neue, nachhaltige Pflanzensorten entwickeln. Diese sollen die globale Ernährungssicherheit stärken, die angesichts des Klimawandels immer mehr gefährdet ist (Modul 1). Hinzu kommen Projekte wie jenes von Bernice Elger, die die ethischen, gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und rechtlichen Auswirkungen solch neuer Verfahren beleuchten (Module 2 und 3). Bei der entsprechenden Ausschreibung Ende 2023 gingen 17 Projektskizzen ein. 13 Teams wurden im Anschluss aufgefordert, ein detailliertes Forschungsgesuch einzureichen. Die vom SNF bewilligten elf Projekte werden nun mit insgesamt rund sieben Millionen Franken unterstützt.
Die Nationalen Forschungsprogramme leisten einen Beitrag zur Lösung von Gegenwartsproblemen von nationaler Bedeutung. Der Bundesrat wählt die Forschungsthemen aus und überträgt dem SNF die Verantwortung für die Durchführung der Programme.
Zwei weitere geförderte Projekte
- Neue Züchtungstechnologien regulieren. Sind neue Züchtungstechnologien und deren Erzeugnisse gesetzlich gesondert zu regulieren? Welchen Handlungsspielraum hat die Schweiz bei der Ausgestaltung? Diesen Fragen will das juristische Forschungsteam von Peter Hettich, Professor für öffentliches Wirtschaftsrecht an der Universität St. Gallen, auf den Grund gehen. Ein wichtiger Teil des Projekts sind Fallstudien im Rahmen eines interdisziplinären Austauschs mit Forschungsgruppen der ETH Zürich, der Universität Zürich und von Agroscope. Anhand dieser Fallstudien soll das Risikoprofil der neuen Methoden und Erzeugnisse erfasst und im Lichte des verfassungsrechtlichen Vorsorgeprinzips beurteilt werden. Das Projekt zielt darauf ab, Kernpunkte einer möglichen neuen Regulierung im Kontext der geltenden Gesetzgebung, des europäischen sowie des Welthandelsrechts zu definieren.
- Klimaresistente Kartoffeln entwickeln. Im Rahmen einer internationalen Kooperation wollen Forschende von Agroscope, der Schwedischen Universität für Agrarwissenschaften und der niederländischen Universität Wageningen mittels neuer Züchtungstechnologien Kartoffelsorten entwickeln, die weniger Pestizide benötigen und klimaresistent sind. Der fortschreitende Klimawandel und das Auftreten neuer Krankheitserreger beeinträchtigen den Kartoffelanbau zunehmend und erfordern den Einsatz von immer mehr Pflanzenschutzmitteln. Die Züchtung resistenter Sorten mit klassischen Methoden kann mit dem Tempo dieser Entwicklung nicht mithalten. Neue Züchtungstechnologien hingegen versprechen viel rascher praxistaugliche Resultate.