Fünf Projekte für die patientenzentrierte Grundversorgung

A doctor operating with a medical service composite structure.
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Der SNF unterstützt sechs Forschende an Schweizer Institutionen im Rahmen des THCS Joint Transnational Call. Sie sind an fünf Projekten beteiligt, die Innovationen in der medizinischen Grundversorgung vorantreiben.

Die Gesundheitsversorgung ist in der Schweiz und in Europa ein wichtiges und drängendes Thema: Wie kann sie effektiver gestaltet und näher an die Menschen gebracht werden? Diese Frage stand im Zentrum des dritten Joint Transnational Call der European Partnership on Transforming Health and Care Systems (THCS, siehe Box). Die Ausschreibung wurde im November 2024 lanciert.

Innovative Lösungen vorantreiben

Der SNF beteiligt sich gemeinsam mit 33 anderen Förderorganisationen in- und ausserhalb Europas an dieser dritten Ausschreibung. «Das Ziel ist es, Forschungsgruppen zu unterstützen, die mit ihrem Projekt die medizinische Grundversorgung in Europa stärken», sagt Cornelia Sommer, wissenschaftliche Mitarbeiterin beim SNF. «Die Initiative fördert innovative Lösungen und verbessert damit die Gesundheitssysteme – national und länderübergreifend.»

Das unabhängige Evaluationsgremium prüfte die 60 eingereichten Forschungsgesuche. 29 Projekte erhalten einen Förderbeitrag.

Fünf Projekte mit Schweizer Beteiligung

Der SNF unterstützt sechs Forschende an Schweizer Forschungseinrichtungen mit insgesamt 3,27 Millionen Franken. Sie sind aktiv an fünf Projekten dieses von der EU kofinanzierten Programms beteiligt und wurden in einem kompetitiven Verfahren ausgewählt. Zu den Projekten mit Bezug zur Schweiz zählen:

  • Hilfe für Frauen mit Brustkrebs: Das internationale Forschungsprojekt PRIME-Onco will die Versorgung von Frauen über 65 Jahren verbessern, die nach einer Brustkrebserkrankung eine Langzeit-Hormontherapie erhalten. Kevin Selby vom Universitätszentrum für Allgemeinmedizin und öffentliche Gesundheit der Unisanté in Lausanne entwickelt dazu ein geeignetes Überlebensmodell.
    Er erfasst bestehende Ansätze, entwickelt patientenzentrierte Interventionen und testet sie in verschiedenen Umgebungen. Schliesslich formuliert er praktische Empfehlungen. Er setzt auf partizipative Forschung und die Zusammenarbeit mit Patientinnen. Seine Ergebnisse sollen in die europäische, schweizerische und kanadische Gesundheitspolitik einfliessen.

  • Bessere Prävention von Schlaganfällen und Demenz: Lukas Sveikata von der Abteilung für klinische Neurowissenschaften des Universitätsspitals Genf und Katarzyna Wac von der Universität Genf erforschen Erkrankungen der kleinen Hirngefässe (CSVD). Diese sind eine der Hauptursachen für Demenz, Schlaganfälle und Mobilitätsverlust bei älteren Menschen.
    Derzeit gibt es keine wirksame Behandlung für CSVD. Risikofaktoren wie Bluthochdruck werden oft nur unzureichend kontrolliert. Das Projekt ENHANCE-CSVD entwickelt eine digitale Plattform, die vernetzte Sensoren, Fernüberwachung und personalisierte Betreuung kombiniert. Zum Projektteam gehören auch Gilles Allali vom Universitätsspital Lausanne und Mayssam Nehme vom Universitätsspital Genf.

  • Test für Antibiotika-Resistenzen: Das Projekt ENABLED widmet sich der drängenden globalen Gefahr der Antibiotikaresistenzen (AMR), vor der auch die WHO warnt. Zuverlässige Point-of-Care-Tests – schnelle, patientennahe Labordiagnosen – sind wichtig für die Erkennung resistenter Infektionen. Andrew de Mello vom Departement für Chemie und Angewandte Biowissenschaften der ETH Zürich entwickelt solche Tests für multiresistente Gonorrhö. Er adaptiert dazu einen patentierten, CRISPR-basierten Biosensor und erarbeitet praktische Modelle für dezentrale Tests. Das Projekt kombiniert Technologie und Umsetzung, validiert die Eignung für die klinische Praxis und entwirft Roadmaps für die Einführung.

  • Für nachhaltige Gesundheitssysteme: Stefan Boes von der Universität Luzern wird in den kommenden Jahren im neuen EU-Projekt CoCare forschen. Das Projekt zielt auf einen Paradigmenwechsel ab: weg von fragmentierter, anbieterzentrierter Versorgung hin zu fairen, effizienten und nachhaltigen Gesundheitssystemen, die den Bedürfnissen der alternden Bevölkerung und von Personen mit chronischen Erkrankungen gerecht werden.
    Das Projekt untersucht erfolgreiche Versorgungsmodelle in fünf Ländern und fördert die internationale Zusammenarbeit. Im Rahmen des Projekts wird Stefan Boes gesundheitsökonomische Aspekte von Advanced Practice Nurses (APNs) in der Schweiz untersuchen und diese Ergebnisse in den europäischen Ländervergleich einbringen.

  • Psychisches Wohlbefinden fördern: Im Rahmen des Projekts PRIME will Claudine Burton-Jeangros von der Universität Genf die Rolle der Grundversorgung bei der Förderung des psychischen Wohlbefindens überdenken. In Zusammenarbeit mit Projektpartnern in Mailand und Paris untersucht PRIME, wie Allgemeinmediziner, Psychologinnen, Sozialdienste und Akteurinnen aus dem kommunalen Bereich besser zusammenarbeiten können.
    Mit einem partizipativen Aktionsforschungsansatz will das Projekt gemeinsam mit Fachleuten, lokalen Organisationen und Bürgerinnen und Bürgern Denk- und Handlungsansätze entwickeln und Gemeinschaftslabore sowie Beobachtungsstellen einrichten. Das Ziel ist frühzeitige und zugängliche Unterstützung in verschiedenen Kontexten.

THCS: Bessere Gesundheitsversorgung in Europa

Die Europäische Partnerschaft Transforming Health and Care Systems (THCS) ist Bestandteil von Horizon Europe. Sie soll dazu beitragen, die Gesundheits- und Pflegesysteme in Europa und den assoziierten Partnerländern zu transformieren und zu verbessern. Dazu bringt sie nationale und regionale Fördereinrichtungen zusammen, die gemeinsam transnationale Forschungs- und Innovationsprojekte unterstützen. Ziel ist es, robuste, nachhaltige, inklusive und wirksame Gesundheitssysteme aufzubauen.