Klinische Studien auswählen – wer macht mit?

Seit 2016 finanziert der SNF klinische Studien zu unzureichend erforschten Themen in der Medizin. 2021 beteiligt er erstmals die Öffentlichkeit an der Auswahl der Projekte. Interessierte können sich jetzt bewerben.

Manche medizinischen Fragen stehen nicht im Fokus der Industrie, obwohl sie für die Gesellschaft von grosser Bedeutung sind. Deshalb fördert der SNF mit einem Spezialprogramm (Investigator Initiated Clinical Trials, IICT) herausragende klinische Studien. Sie testen die Qualität und Effizienz von Behandlungen. 2020 hat der SNF fünf neue Projekte ausgewählt und mit insgesamt 12,4 Millionen Franken finanziert.

Jetzt reden Laien mit

Auch 2021 wird der SNF im Rahmen des Spezialprogramms rund ein halbes Dutzend klinischer Studien finanzieren. Forschende in der Schweiz können sich wie gewohnt mit ihrem Projekt bewerben. Was aber dieses Mal anders ist: Vertretungen der Patientinnen und Patienten und der Öffentlichkeit werden mitentscheiden, wer Geld vom SNF erhält. "Die von gesundheitlichen Leiden betroffenen Menschen stehen schliesslich im Zentrum der Forschung. Deshalb sollen Laien an der Auswahl beteiligt sein", sagt Deborah Studer, beim SNF zuständig für IICT. "Wir freuen uns, diesen neuen und spannenden Weg mit der Öffentlichkeit zu gehen."

Die Stimme der Laien zählt gleichviel wie diejenige der Expertinnen und Experten. Ist die Fragestellung der Studie für die Gesellschaft überhaupt relevant? Ist die Forschung so ausgestaltet, dass sie die Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten berücksichtigt? Der SNF sucht nun zwei bis drei interessierte Personen, die solche Fragen kritisch beurteilen und beantworten. Bewerbungen nimmt er bis zum 30. November 2020 entgegen (siehe Kasten).

Besser und relevanter

Erfahrungen im Ausland zeigen, dass der Einbezug von Laien der klinischen Forschung wesentlichen Nutzen bringen kann, in der Form von besserer Qualität und mehr Relevanz für die Gesellschaft. Ausserdem erhofft man sich dadurch eine grössere Teilnahme von Freiwilligen. Die zu kleine Zahl an Patientinnen und Patienten ist einer der häufigsten Gründe, weshalb klinische Studien von Hochschulen scheitern.

Der SNF will mit der Neuerung zudem einen generellen Anstoss geben. "Wir haben die Vision, dass sich der Dialog zwischen Forschenden und Laien künftig auch in der Schweiz als Grundstein der klinischen Forschung etabliert", betont Deborah Studer. "Die Bevölkerung kann sich so aus ihrer Sicht für Projekte einsetzen, die zur Gesundheit und zum Wohlbefinden beitragen."

Interessierte gesucht

Wollen Sie bei der Auswahl der besten klinischen Studien mithelfen? Dann bewerben Sie sich beim SNF als Vertreterin oder Vertreter der Öffentlichkeit. Sie werden einen wichtigen Beitrag zu einer medizinischen Forschung leisten, die sich an den Bedürfnissen der Patientinnen und Patienten und der gesamten Bevölkerung ausrichtet. Im Gegenzug erhalten Sie Einblick in die Forschungsförderung und gewinnen Erfahrung mit der Beurteilung von Projekten.

Was erwartet der SNF von Ihnen? Selbstverständlich Interesse an medizinischen Themen sowie gute Englischkenntnisse in Wort und Schrift. Sie können pro Jahr etwa 100 Stunden für die Mitarbeit einsetzen; pro Halbtag werden Sie mit 250 Franken entschädigt. Mehr Infos finden Sie unten in der Ausschreibung. Ihre Bewerbung nimmt der SNF bis zum 30. November 2020 entgegen.