SNSF Swiss Postdoctoral Fellowships 2022: 90 Projekte bewilligt

Prof. Dr. Sabine R. Huebner (r., Universität Basel) und Prof. Dr. des. Matthias Stern (LMU München) betrachten die Pergamentfragmente P.Bas. II 62 in der Basler Papyrussammlung, Universitätsbibliothek Basel.
© © Universität Basel, Christian Frierl

Der SNF gewährt im Rahmen der Übergangsmassnahme «SNSF Swiss Postdoctoral Fellowships 2022» Beiträge in der Höhe von 22,1 Millionen Franken.

Insgesamt wurden 503 Gesuche für ein SNSF Swiss Postdoctoral Fellowship 2022 evaluiert. Davon werden nun 90 gefördert. Sie werden im Lauf von durchschnittlich zwei Jahren mit insgesamt 22,1 Millionen Franken unterstützt.

Weil die Schweiz beim EU-Forschungsrahmenprogramm Horizon Europe nur ein nicht-assoziiertes Drittland ist, lancierte der SNF im Auftrag des Bundes die Übergangsmassnahme «SNSF Swiss Postdoctoral Fellowships 2022». Die Ausschreibung richtete sich an junge Forschende, die sich für ein Marie Skłodowska-Curie Postdoctoral Fellowship (MSCA PF) bewerben wollten und eine 12- bis 24-monatige Anstellung in einer nicht gewinnorientierten Forschungseinrichtung in der Schweiz anstrebten.

Erfolgsquote bei Frauen etwas höher

Mit 20,6% war die Erfolgsquote der Frauen etwas höher als diejenige der Männer (16,1%). Forscherinnen leiten 41 oder rund 46% der 90 bewilligten Projekte.

In jedem Forschungsbereich haben Expertinnen und Experten, die grösstenteils im Ausland tätig sind, die Gesuche evaluiert. Im Bereich Mathematik, Natur- und Ingenieurwissenschaften werden 37 Projekte unterstützt, in den Lebenswissenschaften 31 Projekte. In den Geistes- und Sozialwissenschaften, wo weniger Gesuche eingereicht wurden, erhalten 22 Projekte eine Förderung.

Knapp 62,2% der Beiträge gehen an Forschende einer Universität, 33,3% entfallen auf den ETH-Bereich und 4,5% auf andere Institutionen.

Beispiele geförderter Projekte

Geistes- und Sozialwissenschaften

Daryna Abbakumova (Geneva Graduate Institute) widmet sich mit ihrer Forschung Fragen im Zusammenhang mit der Anwendung des humanitären Völkerrechts auf Cyberoperationen in internationalen bewaffneten Konflikten. Das Thema stellt eine Herausforderung dar, da es im internationalen Regelwerk keine klaren Bestimmungen dazu gibt. Die Forscherin untersucht Cyberangriffe als Mittel der Kriegsführung während der Invasion der Russischen Föderation auf dem Staatsgebiet der Ukraine. Ausserdem werden Fragen im Zusammenhang mit der Anwendung des Neutralitätsgesetzes auf Cyberoperationen analysiert. Cyberattacken werden auch unter dem Blickwinkel von Kriegsverbrechen in einem internationalen bewaffneten Konflikt betrachtet.

Lebenswissenschaften

Ob und wie Mikroalgen als Eisenquelle in unserer Ernährung genutzt werden können, untersucht Fengzheng Gao (ETHZ) mit einer Studie. Mehr als 2 Milliarden Menschen weltweit leiden unter Eisenmangel, und mehr als die Hälfte davon auch unter Blutarmut. Als bester Behandlungsansatz gilt nach wie vor die Aufnahme von Eisen über die Nahrung. Eisenreiche Lebensmittel wie rotes Fleisch oder Fisch sind jedoch teuer und für viele Menschen nicht ausreichend verfügbar, vor allem in ärmeren Ländern. Aus pflanzlichen Lebensmitteln wird Eisen in der Regel weniger gut aufgenommen, da der Gehalt an bioverfügbarem Eisen insgesamt gering ist und häufig Inhibitoren vorhanden sind, welche die Eisenaufnahme behindern. Daher werden nachhaltigere und besser zugängliche Quellen für bioverfügbares Eisen benötigt. Mikroalgen sind kleine, schnell wachsende Mikroorganismen, die viel Eisen enthalten. Der Forscher wird untersuchen, welches Potenzial verschiedene Mikroalgenarten als neue Eisenquelle haben und wie damit Eisenmangelanämien bekämpft werden können.

Mathematik, Natur- und Ingenieurwissenschaften

Das Projekt von Sofia Botti (Università della Svizzera italiana) soll innovative Beiträge aus der Mathematik hervorbringen, die in der computergestützten Regenerationsmedizin und Kardiologie von Nutzen sind. Die Forscherin möchte ein Computermodell für Simulationen mit im Labor gezüchtetem Herzgewebe entwickeln (basierend auf hiPSC-CM, aus humanen induzierten pluripotenten Stammzellen gewonnenen Kardiomyozyten). Dieses Modell kann Unterstützung für medizinische Entscheidungen in Echtzeit bieten, indem patientenspezifisches Gewebe virtuell dargestellt und Behandlungsstrategien simuliert werden. Die Vorteile eines solchen patientenspezifischen Simulators sind ein Schritt in Richtung personalisierte Medizin, da er die Kosten und den Zeitaufwand für aufwendige Tests im Labor reduziert.