Echt oder fake? KI und Medienkompetenz in der Schule

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Jugendliche konsumieren immer häufiger KI-generierte Inhalte, und es ist oft nicht einfach, diese zu erkennen. Die notwendigen Kompetenzen vermittelt ein Projekt, das mit dem Preis Optimus Agora 2025 ausgezeichnet wurde.

Künstliche Intelligenz (KI) ist in aller Munde. Besonders präsent ist KI in den sozialen Netzwerken, wo sie zur Produktion und Verbreitung von Fake News und Deepfakes beiträgt, das heisst zur Erstellung und Manipulation von Videos, Bildern, Ton und Texten. Solche Inhalte wollen Emotionen auslösen und verbreiten sich oft schnell. Immer mehr junge Nutzerinnen und Nutzer sind täglich mit manipulierten Inhalten konfrontiert und oft nicht in der Lage, diese zu erkennen und zu hinterfragen.

Zu einer Verbesserung beitragen könnte KI- und Medienunterricht in der Schule. Das ist das Ziel des Projekts «All fake – or what?», das den Preis Optimus Agora 2025 gewinnt. Durchgeführt wird es von Linards Udris, Jens Lucht und Rebekka Rieser (fög, Universität Zürich) sowie Gerold Brägger (IQES).

Lehrpersonen in der Deutschschweiz können ab Herbst Unterrichtsmaterialen nutzen, die auf der Plattform Check News zur Verfügung steht. Damit werden 1300 Schulen in der Schweiz und 9000 Schulen in Deutschland, Österreich und der Schweiz erreicht. Die Jugendlichen lernen, die Qualität von journalistischen Inhalten und Beiträgen auf sozialen Netzwerken zu analysieren, Desinformation zu erkennen und den Einsatz von KI in den Medien und der Gesellschaft einzuordnen.

Mehr dazu erfahren wir im Interview mit Jens Lucht, Leiter Abteilung Medienkompetenz beim fög und Projektleiter der Plattform Check News.

Wie ist das Projekt entstanden?

Es besteht heute eine grosse Diskrepanz zwischen dem, was in den Schulbüchern steht, und der Welt, in der wir leben. Im Rahmen eines früheren Agora-Projekts hatten wir in Zusammenarbeit mit der Organisation IQES bereits die Plattform Check News geschaffen. Die Plattform stellte für deutschsprachige Lehrpersonen Unterrichtsmaterialien zum Thema Medien bereit: wie arbeiten Medienschaffende, wie informiere ich mich, Journalismus unter Druck usw. Das Projekt war sehr erfolgreich, und wir erhielten viele Anfragen von Schulen, die wünschten, dass wir etwas Ähnliches anbieten, diesmal jedoch zum Thema KI. Wir werden daher die Plattform Check News erneut nutzen und dort ab Herbst 2025 Unterrichtsmaterialien zum Thema KI veröffentlichen. Diese Inhalte stehen allen frei zur Verfügung. Die Schülerinnen und Schüler können sie in der Schule und der Freizeit ebenso nutzen wie ihre Eltern.

Für welche Zielgruppe wurde das Material erarbeitet?

Die Unterlagen richten sich an Jugendliche zwischen 12 und 19 Jahren, mit drei Schwierigkeitsgraden je nach Alter.

Wird das Lehrmaterial nur auf Deutsch erhältlich sein?

Ja. Wir hätten es ins Französische übersetzen können, leider verfügen wir aber nicht über eine Plattform zur Publikation in der Romandie, weshalb wir uns auf die Deutschschweiz konzentriert haben. Hingegen können die Inhalte auch von anderen deutschsprachigen Ländern genutzt werden.

Der Bereich KI entwickelt sich rasant – wie stellt man sicher, dass das Lehrmaterial nicht veraltet?

Wir werden die Unterlagen alle drei bis sechs Monate aktualisieren. Zur kontinuierlichen Verbesserung des Unterrichtsmaterials werden wir auch das Feedback von Lehrpersonen und Jugendlichen berücksichtigen. Zudem werden wir Informationsblätter und Webinare anbieten. Es handelt sich dabei um Videos, die in Zusammenarbeit mit den wichtigsten Schweizer Medien entstanden sind. Diese Webinare widmen sich Themen wie Chancen und Risiken von KI, Deepfakes, KI im Journalismus.

Was ist das langfristige Ziel dieses Projekts?

Wir würden uns freuen, wenn dieses Projekt unbefristet fortgesetzt würde. Die Finanzierung des Schweizerischen Nationalfonds über Agora läuft bis 2026, und wir werden bis zum Sommer 2028 Unterstützung von anderen Stiftungen erhalten. Wenn das Projekt nicht mehr finanziert wird, bleibt die Plattform zugänglich, der Inhalt wird aber nicht mehr aktualisiert. Wir möchten auch an die politischen Entscheidungsträgerinnen und -träger in der Schweiz appellieren, Medienunterricht als Pflichtfach in den Lehrplan aufzunehmen. In einigen Regionen Deutschlands ist dies übrigens bereits der Fall.