Sinergia: 19 neue Projekte von Forschungskonsortien
Humanitäre Arbeit, Klimaveränderung im Tibet oder Hautdehnung: Die Zusammenarbeit von Forschenden aus verschiedenen Fachrichtungen verspricht bahnbrechende Erkenntnisse. Dafür setzt der SNF 50 Millionen Franken ein.
Mit 74 Gesuchen haben sich Forschende im Mai 2022 um eine Förderung durch das Programm Sinergia beworben. Die 19 besten Projekte werden nun finanziert, was einer Erfolgsquote von 26 Prozent entspricht. Daran beteiligt sind 68 Forschende aus 46 verschiedenen Disziplinen. Insgesamt erhalten die Projekte 49,3 Millionen Franken, im Schnitt 2,6 Millionen. Mit Sinergia fördert der SNF kollaborative Projekte von zwei bis vier Forschenden, die interdisziplinär und mit Aussicht auf bahnbrechende Erkenntnisse arbeiten.
Technik, Gestaltung und Architektur in der humanitären Arbeit
Wie lassen sich gefährdete Personen in Gefängnissen oder Flüchtlingslagern vor Gewalt schützen? Welchen Beitrag können Technik, Gestaltung und Architektur leisten? In einem Projektkonsortium erarbeiten Sozialwissenschaftler, Designerinnen und Entwicklungsingenieurinnen sowie Fachpersonen aus der Praxis gemeinsam Lösungen. Sie sind an verschiedenen Institutionen tätig: IHEID Genf, HEAD Genf, EPFL, Universität Kopenhagen, Internationales Komitee vom Roten Kreuz (IKRK), Terre des Hommes und Ärzte ohne Grenzen. Zudem bestehen zwei Partnerschaften mit Institutionen in der Demokratischen Republik Kongo und in Kolumbien. Die Forschung basiert auf qualitativen Methoden wie ethnografische Beobachtung, Interviews, Fokusgruppen und visuelle Analysen.
Das tibetische Hochland und der Klimawandel
Ein anderes Projekt will im tibetischen Hochland eine der längsten Sedimentaufzeichnungen vergangener Klima- und Umweltveränderungen bergen und analysieren. Die Forschung kombiniert Fachwissen und Methoden aus der Sedimentgeologie, der Umweltphysik und der Mikrobiologie, um biologische und tektonische Spuren in Mineralen zu identifizieren und ihre jeweilige Entwicklung in den Sedimenten zu erforschen und zu interpretieren. Das Projekt wird von vier Forschenden geleitet, die an der Universität Bern, der Universität Lausanne, der EAWAG Dübendorf und der Universität Greifswald arbeiten.
Komplexität der Hautdehnung
Wenn ein Gewebe gedehnt wird, verändert sich seine zelluläre Mikroumgebung. Ein genaueres Verständnis dieses physischen Vorgangs und von dessen Einfluss auf Hautzellen fehlt aber bislang. Das soll sich dank einem der geförderten Projekte nun ändern. Mit einem interdisziplinären Ansatz, der Biomechanik, Biomaterialien und Zellbiologie umfasst, beleuchtet es die komplexen Vorgänge, die sich bei einer Dehnung auf Gewebe- und Zellebene abspielen. Projektverantwortliche sind drei Forschende aus verschiedenen Departementen der ETH Zürich. Die experimentellen Methoden ermöglichen ein mechanistisches Verständnis davon, wie Haut auf Dehnungen reagiert. Dies wird den Weg für die Entwicklung innovativer Therapien bei Hautdefekten und Hauterkrankungen ebnen.