Mit Forschenden aus der Ukraine zusammenarbeiten
Der SNF lanciert eine gemeinsame Ausschreibung mit der Förderorganisation NRFU aus der Ukraine. Dabei geht es auch darum, den dortigen Forschungsplatz aufrechtzuerhalten und den Braindrain aus dem Land zu mildern.
Der Krieg in der Ukraine dauert nach wie vor an. Seit Russlands Invasion am 24. Februar 2022 wurden weit über 3500 Bildungsinstitutionen beschädigt und Tausende Forschende habe das Land verlassen. “Der Staat kann wegen der erhöhten Ausgaben für die Verteidigung zudem viel weniger Geld in die Forschung investieren”, wie Olga Polotska, Direktorin der National Research Foundation of Ukraine (NRFU) erklärt. Um die hohe Qualität der ukrainischen Forschung zu erhalten und den Braindrain aus dem Land zu mildern haben Forschungsinstitutionen deswegen europaweit ihre internationalen Kooperationen mit der Ukraine ausgebaut, so etwa die britische Universität Cambridge, der Niederländische Forschungsrat oder die EU-Kommission.
Auch der SNF fördert Forschungszusammenarbeit mit Forschenden in der Ukraine und hat deswegen vor rund einem Jahr ein Abkommen mit der NRFU unterschrieben. Nun lancieren die beiden Organisationen in diesem Rahmen ab Mitte Oktober eine gemeinsame Ausschreibung für ein bilaterales Programm. "Dessen Wert ist kaum in Geld zu bemessen", sagt Polotska. "Die Ausschreibung ist ein klares Signal dafür, wie sehr Kolleginnen und Kollegen aus der Schweiz Forschende in der Ukraine in diesen extrem schwierigen Zeiten unterstützen wollen. Darüber hinaus besteht der grösste Mehrwert der Ausschreibung in der Bildung leistungsstarker ukrainisch-schweizerischer Teams. Wir hoffen sehr, dass sie sich daraus eine nachhaltige und langfristige Zusammenarbeit entwickelt.”
Für Forschungsvielfalt und Wiederaufbau
Bei der Themenauswahl sind die Forschenden dabei völlig frei. Der SNF entschädigt ausnahmsweise auch die Projektleitenden aus der Ukraine, nicht nur die im Projekt angestellten Forschenden. Dies weil selbst die Professorinnen und Professoren im Land derzeit oft kaum oder gar keine Entlöhnung erhalten.
“Ich freue mich sehr, dass der SNF ganz im Sinne seines Einsatzes für ein freies, vielfältiges und international offenes Wissenschaftssystem, bald auch Forschende in der Ukraine fördert,” sagt Matthias Egger, Präsident des Nationalen Forschungsrates des SNF, zur Lancierung der gemeinsamen Ausschreibung. Und er ist überzeugt: “Initiativen von solidarischen europäischen Organisationen sind essentiell, um die Lücken im Forschungsplatz Ukraine zu überbrücken.” Die Kooperationen trügen auch zu einem tragfähigen internationalen wissenschaftlichen Netzwerk bei, das die Ukraine dereinst für den Wiederaufbau brauche.
Wie mitmachen geht
Die gemeinsamen Projekte von SNF und NRFU können zwei oder drei Jahre dauern und werden vom SNF über das Budget der bilateralen Programme des Bundes finanziert. Die erste Ausschreibung für das neue bilaterale Programm wird am 12. Oktober 2023 lanciert, wird bis am 12. Dezember 2023 offen sein und rund 15 Projekte unterstützen.